Ob Rauchen in Lokalen oder Umweltzonen gegen die Feinstaubbelastung in den Städten: Bei notwendigen, aber unpopulären Maßnahmen greifen Österreichs Politiker ungern hin. So wird die Verantwortung traditionell zwischen Bund, Land und Kommunen bis zur politischen Erschöpfung hin- und hergeschoben.

Da leuchtet die Initiative, mit der Bürgermeister Siegfried Nagl die dramatische Feinstaubbelastung in der Stadt etwas entschärfen will, direkt auf. Nicht dass jetzt der große umweltpolitische Wurf gelungen ist, aber es ist wenigstens ein origineller Politikansatz - wenn auch mit einer Anleihe aus der Ölkrise der 1970er-Jahre. Die Grazer Bevölkerung wird mit attraktiven Anreizen animiert, einmal in der Woche das Auto in der Garage zu lassen. Dafür gibt's günstige Öffi-Tickets und E-Fahrzeuge zu gewinnen. Drei bis fünf Prozent an Feinstaub könnten reduziert werden, hofft Nagl. Einen Versuch ist es wert.

Politisch muss die Aktion irgendwie den Grünen zu denken geben. Sie waren in Graz und sind jetzt in Wien für den Verkehr zuständig. In Graz konnten sie keine scharfen Umweltmaßnahmen durchsetzen, und auch in Wien ist man etwa von einer Umweltzone meilenweit entfernt. In Graz gibt es seit kurzem Gratis-Öffis in der City und ab Oktober den autofreien Tag. Ohne Zwang, aber mit recht pfiffigen Ideen. Beide Aktionen initiierten die FPÖ und jetzt die ÖVP. Irgendwie ein strategisches Dilemma der Grünen. (Walter Müller, DER STANDARD, 24.1.2014)