Sprühprotest auf dem Lueger-Denkmal in Wien.

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Wien – Die Lusxushotels an der Wiener Ringstraße haben ein Pro­blem: den von der Wiener FPÖ veranstalteten Akademikerball am Freitag beziehungsweise die angekündigten Gegenkundgebungen. Viele Gäste seien verunsichert, weil die Polizei anlässlich des Balls schon seit Mittwoch in der Innenstadt Absperrungen und Tretgitter deponiert hat, heißt es in einer der großen Fünf-Sterne-Unterkünfte, für die es heute Abend Extrabewachung geben wird. Außerdem werden viele ­Gäste Erinnerungsfotos von beschmierten Gründerzeithäusern und Denkmälern mit nach Hause nehmen. Der anonyme Sprühprotest ist seit Tagen im Gange. "No WKR" – in Anlehnung daran, dass der Ball in der Hofburg bis 2012 von schlagenden Burschen des Wiener Korporationsringes veranstaltet wurde – prangt beispielsweise in roten Lettern auf dem Lueger-Denkmal beim Café Prückel.

Unvergessliches Wochenende

"Die Situation ist alles andere als tourismusfördernd", beklagt auch Norbert Kettner, Direktor von Wien Tourismus, auf Anfrage des STANDARD. In Wien sei man im Gegensatz zu Hamburg oder Berlin martialische Zeichen wie Tretgitter nicht gewöhnt. Diese Situation sei Touristen, die Wien als eine der sichersten Städte der Welt schätzten, schwer erklärbar. Er hofft, dass es der Polizei gelingt, Krawalle zu unterbinden.

Die Veranstalter des Akademikerballs versprachen am Donnerstag weiter eine "märchenhaft rauschende Ballnacht". Aber auch von der Polizei als potenziell gewaltbereite eingestufte Aktivisten aus Deutschland freuten sich offenbar auf das Event. "Für nur 50 Euro ein unvergessliches Wochenende in Wien erleben", hieß es bei einer Facebook-Gruppe aus Göttingen. Aus München waren überhaupt Gratisbusfahrten zum Protest gegen den Tanz der rechten Recken geplant. Wie berichtet, will die Polizei mit einem Rekordaufgebot von 2000 Beamten (in Kampfmontur) hart durchgreifen, um Übergriffe auf Ballbesucher wie 2013 zu verhindern.

Umstritten ist aber die Ausweitung der Platzsperre rund um die Hofburg, mit der auch Einschränkungen für die Medienberichterstattung einhergehen. Die Journalistengwerkschaft forderte die Polizei auf, "diese Zensurmaßnahme zurückzunehmen und die Arbeit der Medien nicht zu behindern". Auch das generelle Vermummungsverbot, das ab 16.30 Uhr nicht nur für Demoteilnehmer, sondern generell für alle Bezirke innerhalb des Gürtels gelten soll, wird heftig kritisiert. Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen!" hat seine bereits genehmigte Kundgebung aus Protest abgesagt.

Drei Demos, die bei der Uni am Schottentor und beim Bahnhof Wien Mitte starten, wird es aber trotzdem geben. Auto- und Öffi-Verkehr innerhalb des Gürtels werden stark eingeschränkt sein. (Michael Simoner, DER STANDARD, 24.1.2014)