Die Schüler des Borg Nonntal erhalten rechtliche Tipps von Rechtsanwältin Sandra Walder: "Finanziell günstiger ist es, alles als verboten anzusehen, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist." 

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Salzburg - "Sie sind 18 Jahre alt. Alles, was Sie sagen, gilt. Denken Sie daran, wenn Sie den Mund aufmachen", rät Rechtsanwältin Sandra Walder den Schülern der achten Klasse des Borg Nonntal. Denn auch ein mündlicher Vertrag sei ein Rechtsgeschäft. Ruhe im Schulsaal. Ernste Gesichter blicken Walder an.

Die 31-jährige Juristin ist eine von rund 20 Anwälten, die im Rahmen der Anwaltstage im gesamten Bundesland Salzburg in höheren Schulen unterwegs sind. Ziel der Aktion ist es, die Schüler vor dem Eintritt ins Berufsleben über ihre Rechte und Pflichten als Erwachsene zu informieren.

"Gilt die Faustregel: Alles ist erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist?", will ein Schüler wissen. "Jein", antwortet Walder - und legt den Umkehrschluss nahe: "Finanziell günstiger ist es, alles als verboten anzusehen, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist."

"Verwenden Sie nicht Doktor Google"

Je nach Schultyp würden verschiedene Fragen gestellt, sagt die Rechtsanwältin. In den allgemeinbildenden Schulen seien Schüler mehr am Strafrecht, am Thema Wohnung und am Studienfortgang interessiert. An den berufsbildenden stehe eher das erste Auto im Mittelpunkt. Die Anwaltstage würden die Lücken im Rechtswissen der Schüler aufzeigen, sagt Walder und plädiert dafür, Recht und Wirtschaft vermehrt in den Unterricht zu integrieren.

Die erste Wohnung ist ein Thema, das fast alle anwesenden Maturanten des Borg Nonntal interessiert. Ob in Form einer Wohngemeinschaft, einer eigenen Mietwohnung oder eines Immobilienkaufs - die Rechtsanwältin gibt Tipps zum Mietvertrag, Maklerprovisionen oder der Wohnungsübergabe. "Verwenden Sie nicht Doktor Google. 90 Prozent der Musterverträge sind falsch oder veraltet", warnt Walder.

Auch das für die Schüler mitunter leidige Thema Social Media kommt aufs Tapet. "Handlungen in Social Networks haben durchaus reale Rechtsfolgen" , betont die Anwältin. "Das wissen wir schon. Das sind sogar schon Maturafragen", erläutert die Schülerin Hannah Petran dem Standard.

"Hören die falsche Musik"

Wissen, das auch die vortragende Anwältin nutzt. Zum "Happy Slapping" - also dem unvermittelten körperlichen Angriff auf Personen und das Filmen der Reaktion des Opfers - stellt Sandra Walder den Schülern die Frage: "Warum macht man so etwas?" Ein Schüler setzt zum Erklärungsversuch an: "Das ist die Generation Bushido, habe ich gelesen. Wir hören die falsche Musik."

In ganz Salzburg werden heuer rund 1600 Schüler an den Vorträgen teilnehmen. Ins Leben gerufen wurde die Aktion vor zehn Jahren von der steiermärkischen Rechtsanwaltskammer. Mittlerweile gibt es die Anwaltstage auch in Niederösterreich, dem Burgenland und Tirol. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 23.1.2014)