Da wurden andere schon gruseliger zusammengeflickt: Aaron Eckhart als athletisches Frankensteins Monster, das in "I, Frankenstein" mit Dämonen in Menschengestalt Ärger bekommt.

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Wien - In der schauerromantischen Fantasie, mit der Mary Shelley ihr bekanntestes Werk verfasste, rächt sich der Unhold an seinem Schöpfer Frankenstein, nachdem mehrere Versuche der freundlichen Kontaktaufnahme mit der menschlichen Spezies fehlgeschlagen sind. Das Schicksal der schrecklichen Außenseiter, die von der Zivilisation verstoßen werden, trifft auf Frankensteins Monster besonders zu: Als "moderner Prometheus" , wie Shelley ihren Roman untertitelte, zieht das von Menschenhand geschaffene Wesen vor allem als lebendiges Mahnmal den Hass auf sich - als Ergebnis eines blasphemischen Experiments, das nicht hätte gelingen dürfen.

Für das Kino ist das aus menschlichen Ersatzteilen zusammengeflickte Ungeheuer seit mehr als hundert Jahren - von Boris Karloffs legendärer bis zu Robert De Niros psychologisierender Verkörperung - eine der denkwürdigsten und dankbarsten Horrorgestalten. Dass sich gleich zu Beginn von I, Frankenstein das namenlose Geschöpf als Totengräber seines Herrn versucht, um alsbald eine völlig neue Geschichte in Gang zu setzen, ist deshalb nur konsequent: Wer so lange mit dem Namen des Vaters auch auf der Leinwand sein Unwesen getrieben hat, schlägt am besten ein gänzlich neues Kapitel auf.

Das dürfte sich auch Regisseur und Drehbuchautor Stuart Beattie gedacht haben, als er sich für seine Fortschreibung des Mythos für ein Szenario entschied, das die - im Übrigen nicht besonders furchterregend ausschauende - Kreatur (Aaron Eckhart) in eine völlig neue Welt verfrachtet. Basierend auf der Graphic Novel von Underworld-Autor Kevin Grevioux findet sich diese in einem Kampf zweier einander seit Ewigkeit bekämpfender Lebensformen wieder: Während Dämonen in Menschengestalt wieder einmal versuchen, die Weltherrschaft an sich zu reißen und ihre hässlichen Fratzen nur im Infight zeigen, führen geflügelte Wächter Gottes in der letzten verbliebenen Kathedrale ein Rückzugsgefecht für die Menschheit.

Nicht nur dieses Szenario erinnert auffällig an Grevioux' Unterwelt -Saga, in der sich Werwölfe und Vampire kampfchoreografierte Scharmützel lieferten und ein ursprünglich menschliches Wesen zum Spielball der Interessen wurde. Auch in I, Frankenstein, das sich eher als Fantasyspektakel denn als Horrorgeschichte versteht, entbrennt eine Schlacht um den Außenseiter, der die Aufzeichnungen Frankensteins und somit seine eigene Genesis in Buchform mit sich schleppt.

Doppelter Schöpfungsmythos

So erzählt I, Frankenstein im Grunde von einer doppelten Schöpfungsgeschichte, wenn ausgerechnet jenes Wesen, das die himmlischen Wächter unter ihrer Hohepriesterin Adam nennen, die Auferstehung der Dämonen in Menschenkörpern verhindern soll. Das kann einem als Monster nur gelingen, wenn man persönliche Rachegelüste hintanstellt und einem die Humanwissenschaft in Person einer attraktiven Neurobiologin (Yvonne Strahovski) entgegentritt.

Jedenfalls nimmt nicht nur der Dämonenprinz (Bill Nighy), als höllischer Mad Scientist eine Wiederauferstehung Frankensteins, die ganze Sache bitterernst: Auch I, Frankenstein konzentriert sich auf das Wesentliche, lässt alle Beteiligten regelmäßig zu Kämpfen mit ansehnlichem Schauwert antreten und sie völlig ironiefrei wahlweise in den Himmel oder die Hölle fahren. (Michael Pekler, DER STANDARD, 23.1.2014)