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Die Schriftstellerin und Friedensforscherin Bertha von Suttner gilt als Ikone des Pazifismus. Sie starb wenige Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

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Wien - Österreich wird das Gedenken an den Ersten Weltkrieg mit jenem an die berühmte Pazifistin Bertha von Suttner verbinden. Ihr Todestag jährt sich wenige Tage vor dem Jahrestag des Sarajevo-Attentats ebenfalls zum 100. Mal. Der Gedenkakt in der Wiener Nationalbibliothek am 18. Juni soll unter dem Motto "Krieg und Frieden" stehen.

Bei dieser Veranstaltung solle "der Gedanke des Friedens im Vordergrund" stehen, sagt Bundespräsident Heinz Fischer. Es handle sich um "ein Gedenken des Kriegsausbruchs, das in erster Linie ein Bekenntnis zur Friedenspolitik ist". Bertha von Suttners Tod jährt sich am 21. Juni zum 100. Mal. Die österreichische Adelige und Publizistin hatte im Jahr 1905 den Friedensnobelpreis für ihr pazifistisches Engagement erhalten. Weltruhm erlangte sie mit dem 1889 erschienenen Roman "Die Waffen nieder!"

Der Historiker Arnold Suppan ist von dieser Verknüpfung nicht überzeugt. "Das ist mir ein bisschen zu aufgesetzt", sagte Suppan. Die Friedensnobelpreisträgerin liege nämlich "ein bisschen zu weit weg von der österreichischen Politik". Der richtige Gedenktag wäre der 28. Juli, der 100. Jahrestag der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. An diesem Tag könnte etwa im historischen Sitzungssaal des Reichsrates im Wiener Parlamentsgebäude eine Gedenksitzung mit Festvorträgen von Historikern stattfinden, schlägt Suppan vor.

Viele Termine

Am 28. Juni - dem 100. Jahrestag des folgenschweren Attentats auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand - will der Bundespräsident in Sarajevo einem Gedenkkonzert der Wiener Philharmoniker beiwohnen. Fischer war Ende Oktober vom bosnischen Staatspräsidium offiziell zur Gedenkfeier eingeladen worden. Medienberichten zufolge werden auch der französische Präsident Francois Hollande und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel erwartet.

Außenminister Sebastian Kurz will sich ebenfalls ins Weltkriegsgedenken einbringen, "weil so ein Jahrestag eine Chance ist, einerseits zurückzuschauen, aber andererseits auch Schlüsse zu ziehen". Es sei auch "nicht ausgeschlossen", dass er an Veranstaltungen im Ausland teilnehmen werde. Eine konkrete Reiseplanung gebe es noch nicht. Schon länger wünscht sich Österreich auch ein Gedenken auf EU-Ebene, etwa rund um den Gipfel Ende Juni. Doch ist es nicht einfach, bei diesem historisch beladenen Thema alle 28 EU-Staaten ins Boot zu holen.

Zwiespältiges Verhältnis zur Monarchie

Auch innerösterreichisch ist das Gedenken an den Weltkrieg eine heikle Angelegenheit. Der Grund dafür liegt laut dem Historiker Arnold Suppan im ambivalenten Verhältnis zur Donaumonarchie. Nach dem Jahr 1918 hätten die maßgeblichen Parteien versucht, "die neue Republik von der früheren Habsburger-Monarchie abzukoppeln", erläutert der Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften.

Später habe es faktisch Staatsbegräbnisse für Angehörige des früheren Herrscherhauses gegeben. "Wir wollen eine schöne Leich', aber wirklich etwas zu tun haben mit ihnen wollen wir nicht", fasst Suppan die Einstellung der Österreicher zu den Habsburgern zusammen. Die Politiker "kennen diesen Zwiespalt immer noch und halten sich zurück". Die Familie Habsburg will übrigens im niederösterreichischen Wallfahrtsort Maria Taferl des 100. Todestages von Franz Ferdinand gedenken.

Ex-Vizekanzler Erhard Busek ist überhaupt der Meinung, dass man "gar nichts machen" sollte. Das Weltkriegsjubiläum werde ohnehin in den Medien "hinreichend erwähnt". (APA/red, derStandard.at, 22. 1. 2014)