Was verdient ein Arbeiter durchschnittlich brutto im Monat? 1313 Euro? 1635 Euro? Oder doch 2135 Euro?

Ist alles richtig, je nach Kriterium. Die berühmte Frage von Profil an Eugen Freund ("Wie viel verdient ein Arbeiter im Durchschnitt?"), die er mit fragenden "ungefähr 3000 brutto?" beantwortete, war etwas unpräzise.

Davon mehr in einer Minute. Aber muss man als SPÖ-Spitzenkandidat für das Europaparlament und als Spitzenpolitiker überhaupt so einigermaßen Bescheid über die Verdienststruktur in Österreich wissen? Schlecht wär's nicht. Nur ein paar Globalzahlen (jeweils Männer und Frauen, Teilzeit inklusive, arithmetisches Mittel): Arbeiter verdienen rund 1313 brutto, Angestellte 2050, Vertragsbedienstete 2190, Beamte 3623 (Statistik Austria).

Aber das sind eben ganz grobe Globalzahlen. Wenn man die Profil-Frage wörtlich versteht ("ein Arbeiter"), dann bekommt dieser Mann 1635 Euro. Sind aber Männer und Frauen gemeint, dann nur 1313, denn die schlechter verdienenden Frauen drücken den Schnitt. Aber bei dieser Betrachtungsweise sind die vielen, vielen Teilzeitarbeiter(innen) mit eingerechnet. Geht man hingegen vom sogenannten "Vollzeitäquivalent" aus, also von ganzjährig Vollzeitbeschäftigten, steigt der Durchschnittsverdienst von Arbeitern und Arbeiterinnen auf 2135 Euro (bei Vertragsbediensteten auf 2638, bei Angestellten auf 3080, bei Beamten auf 3760).

Immer noch keine 3000 Euro für Arbeiter. Halbwegs in die Nähe käme man etwa , wenn man Waldarbeiter bei den Österreichischen Bundesforsten wäre. Dort verdient man (Vollzeitäquivalent) im Durchschnitt 2750 Euro. Allerdings eine schwere und nicht ungefährliche Tätigkeit.

Und nach diesen Kriterien (plus Qualifikation) wird man die verschiedenen Bezahlungen für verschiedene Tätigkeiten (jetzt innerhalb der Arbeiterschicht) auch jeweils - vorsichtig - beurteilen müssen. Auf einer generellen Ebene hält sich unter Leuten mit etwas Einblick jedoch der Eindruck, dass man in der "öffentlichen Wirtschaft" wie eben bei den Bundesforsten nicht schlecht verdient.

Der "Einkommensbericht" des Rechnungshofes für die Betriebe der "öffentlichen Wirtschaft" scheint diese These zumindest punktuell zu stützen. Beim Energieversorger Verbund AG etwa kommen die Beschäftigten auf einen sehr stattlichen Durchschnittsverdienst von 7593 Euro, dort gibt es allerdings arbeitsrechtlich keine Arbeiter, nur Angestellte. Ähnlich etwa die Landesenergieversorger (Kärntner Kelag: 5014 Euro). Laut Statistik Austria ist der Durchschnitt in der Energiebranche insgesamt 3893 Euro. Bei Eugen Freunds altem Arbeitgeber ORF bezogen die (durchwegs angestellten und qualifizierten) Mitarbeiter laut Rechnungshof 5686 Euro im Durchschnitt. In der Info- und Kommunikationsbranche generell ist der Schnitt laut Statistik Austria 3581 Euro.

Man muss mit Schlussfolgerungen vorsichtig sein. Vieles ist zu intransparent. Aber manche Verhältnisse von fragwürdiger "Gerechtigkeit" lassen sich erahnen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 22.1.2014)