Graz - Die Belastungen für Arbeitnehmer in Sozial- und Gesundheitsberufen nehmen einer aktuellen Studie der steirischen Arbeiterkammer (AK) zufolge "alarmierend zu". Knapp 40 Prozent der Bediensteten in Heimen, Spitälern, in mobilen Betreuungsdiensten und anderen sozialen Einrichtungen klagen bereits über Burnout-Symptome. Das ergab die Auswertung von rund 5500 Fragebögen durch die "Sozialökonomische Forschungsstelle" (SFS), die zusätzlich 1000 qualitative Interviews zum Thema führte.

Die Ursachen für das dokumentierte Unbehagen an der Arbeitssituation: Personalmangel und Personalabbau, Sparmaßnahmen, "hoher Druck von oben", Zeitdruck, immer mehr Bürokratie.

44 Prozent der Befragten gaben zu Protokoll, mehr als vertraglich vereinbart zu arbeiten, drei Viertel der Bediensteten sind mit der Entlohnung nicht zufrieden. Mehr als die Hälfte der Bediensteten gab an, die Arbeitsbedingungen hätten sich in den vergangenen sechs Jahren verschlechtert, ebenso pessimistisch blickt der Großteil auch in die Zukunft.

Ähnliche Zahlen in anderen Bundesländern

In anderen Bundesländern seien die Zahlen ähnlich, unterstrich Studienautor Tom Schmid am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse. "Die Werte sind erschreckend", urteilte Schmid. Die betroffenen Dienstnehmer seien "selbst bereits behandlungsbedürftig". Die hohen Belastungen forderten ihren Tribut. Im Schnitt arbeiten diplomierte Pflegekräfte nur fünf bis zehn Jahre in ihrem Beruf, "dann sind sie ausgebrannt", sagte Schmid. Letztlich seien es "vergeudete Ausbildungskosten".

Der steirische AK-Präsident Josef Pesserl forderte aus Anlass der nun vorliegenden Daten einen "Stopp beim Sparwahn" im Gesundheits- und Sozialwesen. "Einerseits zeichnet sich gerade dieser Berufsstand durch hohe Motivation aus, die Beschäftigten werden aber durch den in manchen Bereichen eklatanten Personalmangel zermürbt", kritisierte Pesserl.

Vor dem Hintergrund der steigenden Lebenserwartung komme der Berufsgruppe aber "immer höhere Bedeutung zu". "In Wirklichkeit müssten gerade die Beschäftigten in den Gesundheits- und Sozialberufen gehegt und gepflegt und nicht durch ständige Überlastung und unterdurchschnittliche Bezahlung demotiviert werden", sagte der steirische Kammerpräsident Pesserl. (Walter Müller, DER STANDARD, 22.1.2014)