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Für Veronika Windisch (vorne) ist Shorttrack "der geilste Sport".

Foto: EPA/Eisenhuth

Dresden/Wien - Nein, einen Drehwurm bekommt sie nicht vom vielen Im-Kreis-Laufen. Danach wird Veronika Windisch öfter gefragt. Windisch, 31, ist Shorttrackerin. Und Shorttrack in Österreich - das ist Windisch. Seit Jahren ist die Steirerin Österreichs einzige international konkurrenzfähige Athletin. In Sotschi versucht sie zum zweiten Mal olympisch ihr Glück. Vor vier Jahren in Vancouver lief es nicht optimal. Windisch belegte die Ränge 22 und 25. In Russland will sie bei ihren drei Starts (500, 1000 und 1500 Meter) das Maximum herausholen, sich aber nicht auf konkrete Platzierungen festlegen lassen.

Im Alter von zwölf Jahren begann Windisch mit dem Sport, weil ihn auch ihr Bruder ausübte. "Ich wollte ihm immer nacheifern." Weil die Trainingsbedingungen für den laut Windisch "geilsten Sport" in Österreich, nun ja, nicht so geil sind, übt Windisch im Ausland. "In Österreich gibt es keine kompetenten Trainer, keine Trainingsmöglichkeiten und nur wenige Sportler." Nach der verpassten Qualifikation für Olympia 2006 in Turin schloss sich die Weizerin einer internationalen Trainingsgruppe an, die vorwiegend in Calgary stationiert war. Seit Auflösung der Gruppe 2010 übt sie mit dem deutschen Team in Dresden. Dort fand am Wochenende die Europameisterschaft statt. "Von der Form her hätte ich um eine Medaille mitlaufen können." Sie schaffte es nicht, wurde 18., 20. und einmal disqualifiziert. "Der Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Platz ist sehr gering", sagt sie. Und am Rande der Disqualifikation sei man schnell einmal. Ein kleiner Rempler und weg ist man. "Man macht das nicht absichtlich."

Südkoreanischer Paradesport

Windischs Liebe zu ihrer Sportart wird in Südkorea millionenfach geteilt. Die Südkoreaner dominieren Shorttrack, das seit 1992 olympisch ist. In Diskotheken werde der Shorttrack-Tanz getanzt. Wenigstens ein kleines bisschen Südkorea brächte Windisch gerne nach Österreich. Neben einer Radtour von Graz nach Barcelona und der Übernahme der Weltherrschaft nennt die Heeressportlerin den Aufbau eines Shorttrack-Zentrums in Österreich als eines ihrer Lebensziele. Das sei schon realistisch. "Ich kann das aber nicht alleine stemmen." Die Sportwissenschafterin bliebe auch nach ihrem Karriereende gerne beim Shorttrack. "Ich lebe den Sport." Den Zeitpunkt ihres Karriereendes hat Windisch noch nicht definiert. Nur soviel: Im Ausland will sie nicht mehr lange trainieren. "Wenn man jung ist, ist es noch aufregend, wenn man woanders hinkommt", sagt Windisch, "aber schön langsam würde ich gerne sesshaft werden."

In Sotschi will Windisch darauf verzichten, sich politisch zu äußern. "Ich bin dort als Sportlerin." Die 31-Jährige findet es schade, dass die politische Debatte derzeit so im Mittelpunkt steht. Schließlich wisse man schon länger, wie die politische Situation in Russland sei. Grundsätzlich ist Windisch aber nicht der Meinung, dass sich Sportler, wie von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im Standard-Interview angeregt, überhaupt nicht politisch äußern sollten. "Jeder, der was sagen will, soll das tun."

In Sotschi will Windisch vorrangig ihre Runden drehen - so schnell, wie es geht, und gegen den Uhrzeigersinn. Man habe deshalb im Shorttrack eine ziemlich einseitige körperliche Belastung. Aber im Training werde das ausgeglichen. Der Drehwurm ist also kein Thema. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 22.1.2014)