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Die Aussichten werden wieder lichter, doch auch die Risiken bleiben.

Foto: APA/Julian Stratenschulte

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Washington - Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht im nachlassenden Preisdruck in Industrieländern eine Gefahr für das Wachstum der Weltwirtschaft. Aus der niedrigen Inflation, insbesondere in der Eurozone, könne schnell eine Deflation werden, warnt der Fonds. Ein solcher Preisverfall ist wirtschaftlich gefährlich, weil Unternehmen dann weniger investieren und sich auch die Konsumenten zurückhalten.

In seiner neuen Prognose rechnet der IWF aber noch mit einer Beschleunigung des globalen Wachstums auf 3,7 Prozent in diesem und 3,9 Prozent im nächsten Jahr, nachdem es 2013 voraussichtlich drei Prozent waren. Der World Economic Outlook, die Weltwirtschaftsprognose vom Oktober 2013, wird mit den neuen Zahlen leicht revidiert.

"Die Erholung gewinnt an Kraft. Aber es ist noch viel zu tun", beschrieb IWF-Chefökonom Olivier Blanchard die Lage. Die Weltwirtschaft sei noch nicht über den Berg. Immerhin bescheinigte der Fonds der Eurozone aber, den Wendepunkt von der Rezession in eine Erholungsphase geschafft zu haben. Die Impulse für das weltweite Wachstum kommen nach Auffassung der Experten inzwischen wieder stärker aus den Industrieländern. Davon profitierten dann auch Schwellen- und Entwicklungsländer.

Lockere Geldpolitik

Eindringlich warnte der Fonds die Industrieländer davor, die geldpolitischen Zügel zu früh wieder anzuziehen und damit die Phase des extrem billigen Geldes abrupt zu beenden. Eine konjunkturstützende Geldpolitik bleibe noch nötig, auch wegen der Deflationsgefahr. Mit einem US-Leitzinsanstieg rechnet Blanchard erst im kommenden Jahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) solle sogar noch über zusätzliche Maßnahmen nachdenken, um die Nachfrage zu stützen und der Finanzbranche zu helfen.

Auch wenn der globale Wachstumsausblick des IWF gegenüber der letzten Schätzung im Oktober nur minimal anders ausgefallen ist, verbergen sich hinter den Daten erhebliche Verschiebungen. So rechnet der Fonds beispielsweise für die USA mit einem Sprung von 2013 auf 2014 von fast einem Punkt auf 2,8 Prozent. Doch für das kommende Jahr ist er mit 3,0 Prozent deutlich weniger zuversichtlich als bei seiner letzten Prognose, als noch ein Plus von 3,4 Prozent erwartet wurde. Grund ist die zurückhaltendere Finanzpolitik der US-Regierung.

Für die Eurozone erwartet der IWF nach der langen Rezession nun Wachstumsraten von 1,0 und 1,4 Prozent in diesem und im nächsten Jahr - jeweils 0,1 Punkte mehr als im Oktober geschätzt. Für Deutschland erhöhte der Fonds seine Schätzungen leicht auf 1,6 Prozent für 2014 und 1,4 Prozent für 2015.

Großbritannien als Musterschüler

Der Musterschüler in Europa ist wohl Großbritannien. Der Fonds erhöhte seine Schätzungen für das Vereinigte Königreich für 2014 um 0,6 Punkte auf 2,4 Prozent und für 2015 um 0,2 Punkte auf 2,2 Prozent. Auch die Aussichten für das Krisenland Spanien haben sich nach Einschätzung der Experten in Washington deutlich aufgehellt.

Für die Wachstumslokomotive China ist der IWF inzwischen wieder etwas zuversichtlicher. Das Plus der dortigen Wirtschaft sollte mit 7,5 Prozent in diesem Jahr und 7,3 Prozent im nächsten Jahr etwas höher liegen als noch im Herbst geschätzt. Nach einem Zuwachs von 7,7 Prozent in 2013 wird das Wachstum etwas schwächer.

Der Welthandel dürfte nach Analysen des Fonds in den kommenden Jahren deutlich weniger stark zulegen als bisher angenommen. Dennoch sei hier noch eine Beschleunigung auf 4,5 Prozent in diesem Jahr und 5,2 Prozent im nächsten Jahr nach nur 2,7 Prozent in 2013 zu erwarten. (APA, 21.1.2014)