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Mit den Chinesen als Motor dürfte der regierende Peugeot-Chef Philippe Varin vermutlich schneller weg sein als bisher geplant.

Foto: apa/epa/Shepherd Zhou

Paris - Es ist ein historischer Besitzerwechsel für Frankreich: Sein wichtigster Autobauer PSA, bestehend aus Peugeot und Citroën, soll im Februar in die Hände des chinesischen Staatskonzerns Dongfeng und der französischen Regierung kommen. Die Eignerdynastie Peugeot, mit bisher mit 38 Prozent der Stimmrechte - bei 24 Prozent der Anteile - das uneingeschränkte Sagen hatte, wird nur noch drittes Rad am Wagen sein.

Einen entsprechenden Beschluss fällte der PSA-Aufsichtsrat von PSA am Sonntagabend. Diskret wie immer - von Peugeots zirkuliert seit Jahrzehnten kein Familienfoto - , veröffentlichten die Eigentümer der 200 Jahre alten Marke nicht einmal ein Communique. Über inoffizielle Kanäle sickerte freilich durch: Dongfeng und die französische Regierung sollen zusammen 1,1 Mrd. Euro in den notleidenden, privaten Autobauer einschießen.

In einem zweiten Schritt soll es sodann zu einer offenen Kapitalerhöhung kommen, an der sich Dongfeng, die französische Regierung und die Peugeot-Familie beteiligen wollen, um ein Gleichgewicht ihrer Aktienpakete zu erreichen. Unterm Strich würden Dongfeng und Frankreich je 600 bis 800 Millionen Euro einschießen. Zum Schluss sollen die Chinesen, Frankreich sowie die Peugeots je 14 Prozent der Aktien halten." Man müsse dann von einem "dreiköpfigen Löwen" sprechen, meinte ein französischer Beobachter mit Verweis auf das Peugeot-Logo. Wie sicher der Deal ist, zeigt die Reaktion der Regierung: "François Hollande sagte es: Wenn wir angefragt werden, intervenieren wir auch", so die Regierungssprecherin des französischen Präsidenten. Industrieminister Arnaud Montebourg verhehlte nicht, dass der Staat eingreift, damit Peugeot nicht ganz in chinesische Hände gerät, und betonte: "PSA bleibt französisch."

Auf der Strecke bleibt hingegen der Patron der Familiendynastie, Thierry Peugeot. Der 57-jährige Sohn und Erbe des früheren Patriarchen ist im Aufsichtsrat offensichtlich unterlegen. Er plädierte für eine reine Kapitalerhöhung am Kapitalmarkt, die den Peugeots und Thierry ihre Stellung im Konzern gesichert hätte. Da spielten die Chinesen aber nicht mit. Thierrys Neffe und Erzrivale, Robert Peugeot (63), Ingenieur und "spiritueller" Konzernerbe, schlug sich auf die Seite der Chinesen. Nun könnte der designierte Nachfolger Carlos Tavares schon am 19. Februar ans Steuer kommen. Die Absatzzahlen sind dramatisch: In Europa setzte PSA 2013 nur 1,6 Mio. Kfz ab, um 7,3 Prozent weniger als im Jahr davor. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 21.1.2014)