Wien - Es hat Züge einer Parallelgesellschaft, wenn Ende Jänner die Alte-Musik-Szene das Konzerthaus bevölkert und dutzende Instrumentenbauer die Foyers in Beschlag nehmen, um ihre Wunderwerke feilzubieten - Ausprobieren inklusive. Und es ist auch in den Veranstaltungen des Resonanzen-Festivals selbst im Vergleich mit dem alltäglichen Programm eine andere Stimmung zu verspüren: die Hingabe einer Fangemeinde an eine "andere" Musik außerhalb des Mainstreams.

Das Vorwort im Programmbuch macht indes auch ungewöhnliche Andeutungen über Interna: Da ist davon die Rede, dass sich die Resonanzen in den vergangenen Jahren zu "pessimistischen, um nicht zu sagen: zynischen Untertönen" und auch "interner Kritik" genötigt sahen. Ebenso deutet es an, dass sich die Lage seit Amtsantritt des neuen Intendanten Matthias Naske merklich gebessert habe.

Das heurige Motto "Querköpfe" scheint aber - so lässt sich zwischen den Zeilen lesen - noch den Spannungen zwischen der Festivalleitung und dem alten Chef geschuldet zu sein: Wie in den letzten themenzentrierten Ausgaben ziehen sich bissige Anspielungen durchs Programm, werden vor allem Musiker präsentiert, die aus dem einen oder anderen Grund als unangepasst gelten dürfen.

Bei Francesco Maria Veracini ist die Dickköpfigkeit historisch verbürgt. Einigen Zeitgenossen galt der Geigenvirtuose und Komponist als verrückt. Die Episode, dass er während eines Konfliktes über zu teure Opernaufführungen aus dem Fenster des zweiten Stockwerks im Dresdner Schloss sprang und einen Hüft- und Beinbruch erlitt, spricht dafür. Seine Musik - es erklang Adriano in Siria mit dem Ensemble Europa Galante - gibt sich hingegen deutlich braver und lebt vor allem von blendender Virtuosität. (Daniel Ender, DER STANDARD, 20.1.2014)