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Bundeskanzler Werner Faymann mit Quereinsteiger Eugen Freund, der sich in den Gefielden der Sozialdemokratie erst zurechtfinden muss.

Foto: APA/Fohringer

In einem ausführlichen Interview in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil" spricht Eugen Freund erneut über seine Beweggründe für den Wechsel in die Politik und zur Sozialdemokratie. Ausschlaggebend dafür sei vor allem, dass es eine verteilungsgerechtere Gesellschaft bräuchte, und er diese Vision mit der SPÖ teile.

Angesprochen darauf, wieviel denn ein Arbeiter in Österreich durchschnittlich verdiene, sagt Freund: "Ich weiß es nicht - ungefähr 3000 Euro brutto?" Tatsächlich liege das Durchschnittsgehalt bei 2000 Euro brutto, korrigiert ihn die Interviewerin. "Das ist sehr wenig. Aber ich glaube nicht, dass ich etwas dafür kann", lautet Freunds Antwort.

Laut Statistik Austria liegt das arithmetische Mittel der Nettomonatseinkommen von Arbeitern bei exakt 1616 Euro.

"Habe ein paar Leute angerufen"

Freund selbst hatte in einem Interview mit "TV-Media" vor seinem Ende beim ORF noch beklagt, dass er von seiner ASVG-Höchstpension nicht leben werden könne. Er glaubt trotzdem, dass er die Klientel der SPÖ-Wähler bedienen kann: "Ich kann mich insofern hineinfühlen in Arbeiter, indem ich immer wieder versucht habe, Leuten zu helfen. Wenn jemand mir erzählt hat, dass er arbeitslos ist, habe ich ein paar Leute angerufen, die ich kenne, und versucht, einen Job für ihn zu finden."

Vom ORF, seinem ehemaligen Arbeitgeber, fühlte sich Freund nach seiner Rückkehr aus den USA schlecht behandelt, hätte er doch nicht einmal einen Schreibtisch gehabt: "In Amerika werden mit Gesichtern wie meinem Autobusse plakatiert, um für den Fernsehsender zu werben. Sage ich in aller Bescheidenheit."

Zur Debatte über Sozialtourismus in der EU wollte sich Freund im "Profil"-Interview nicht äußern, ebensowenig zu Faymanns legendärem Brief an die "Kronen Zeitung". Vorschläge für das neue Parteiprogramm der SPÖ habe er nicht: "Ich kenne nicht einmal das alte Parteiprogramm. Da ist es ein bisschen viel verlangt von mir, jetzt für das neue Programm Änderungen vorzuschlagen." Die SPÖ hätte ihn aber nicht nur wegen seinem bekannten Gesicht geholt. "Wenn die nur ein prominentes Fernsehegesicht wollen würden, hätten sie auch die  - wie heißt die Burgenländerin, die diese Diskussionen am Nachmittag macht? - nehmen können."

Im Hinblick auf den EU-Wahlkampf freut sich Freund auf die vielen Gespräche mit den Menschen. "Ich bin ein sehr geselliger Mensch. Da geht es mir wie Bill Clinton."

Grüner Reimon: "Redet nur über sich"

Der Grüne Listenzweite für die EU-Wahl, Michel Reimon, kritisierte die Antwort als zu schwach und vermisste in einer Aussendung auch sonst konkrete Ansagen des Neo-Politikers. "Eugen Freund redet seit einer Woche über sich, seinen Job, seine Wohnung und die Studien seiner Kinder - aber er präsentiert keine einzige inhaltliche Position, auf die andere KandidatInnen eingehen könnten", so der Grüne. (red, derStandard.at, 19.1.2014)