Nocard hat eine Diskussion um Datenschutz bei Kundenkartenprogrammen ins Rollen gebracht.

Foto: derStandard.at/Riegler

Wer im Supermarkt von Rabatten profitieren, seine Daten aber nicht für Kundenkarten rausrücken will, kann seit kurzem anonyme Codes generieren lassen. Nocard ist erst vor wenigen Tagen gestartet und hat bereits eine Diskussion um Datenschutz bei Kundenkarten ins Rollen gebracht. Billa hat darauf reagiert, indem via Twitter mitgeteilt wurde, dass die Nutzung widerrechtlich sei. Merkur akzeptiert mittlerweile keine Kundenkarten-Apps mehr.

Daten-Striptease

"Wir sehen es nicht ein, dass man Daten-Striptease betreiben muss um überteuerte Produkte zu einem halbwegs normalen Preis zu bekommen", sagt Nocard auf Anfrage des WebStandard. Dahinter stehe ein "Kollektiv von Menschen, denen die Wahrung der Privatsphäre sehr wichtig ist". Näheres ist nicht bekannt, ein Impressum ist auf der Seite nicht vorhanden.

Kein großer Aufwand betrieben

Den Hinweis von Billa, dass die Nutzung der Codes für Kunden strafbar sei, sieht man skeptisch. Nocard generiere nur Zufallszahlen, die mit einer Prüfziffer vor Übertragungsfehlern gesichert seien und als gültiger EAN13-Code erkannt werden. Dass das an den Kassen als Kundenkarten erkannt werde, sei "Pech" für Rewe. Man habe keinen großen Aufwand betrieben, um Sicherheitsmechanismen zu umgehen.

Betrug

Das Generieren der Codes ist auch laut Billa nicht rechtswidrig. Das Benutzen an der Kassa ist es nach §146 des Strafgesetzbuches allerdings schon. Konkret geht es beim Strafbestand des Betrugs um den "Vorsatz, durch das Verhalten des Getäuschten sich oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern". Das kann theoretisch mit einer Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen geahndet werden. Billa hatte zuvor beschwichtigt: man wolle Kunden nicht rechtlich belangen, sondern nur darauf hinweisen, dass die Nutzung von Nocard widerrechtlich sei.

Merkur reagiert

Bei Merkur werden mittlerweile Kundenkarten-Apps von Drittanbietern "aus Sicherheitsgründen" nicht mehr akzeptiert, wie das Unternehmen auch auf seiner Facebook-Seite hinweist. Es handle sich um eine Maßnahme zum Schutz der persönlichen Kundenvorteile wie persönliche Gutscheine oder Treuepunkte. Mit dem Smartphone könnten Kunden die eigene Merkur-App benutzen. Auf Twitter meint Nocard dazu: "Sorry, wir konnten nicht ahnen, dass REWE so unprofessionell reagieren würde."

"Kinderschokolade günstiger"

"Unsere Intention ist es nicht, individuelle Gutschriften von Kundinnen und Kunden aufzubrauchen sondern lediglich die Kinderschokolade günstiger zu bekommen und nebenbei die Kundenprofildatenbanken zuzumüllen", so Nocard. Dabei kann es auch passieren, dass ein Code generiert wird, der schon einer bestehenden Kundenkarte zugeordnet ist.

"Verachten konsumsteigernde Maßnahmen"

Generell werde Datenschutz viel zu wenig Beachtung geschenkt. Die Macher von Nocard kritisieren, dass die Konzerne Kunden dazu "nötigen" würden, ihre personenbezogenen Daten herauszugeben. Das Kaufverhalten werde getrackt und Kunden so manipuliert. "Wir verachten diese konsumsteigernden Maßnahmen." (Birgit Riegler, derStandard.at, 19.1.2014)