Lou Lorenz-Dittlbacher interviewt Eugen Freund: Hier zum Nachsehen auf tvthek.orf.at

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Milde lächelnd saß Eugen Freund neben Lou Lorenz-Dittlbacher; es sah aus, als wäre die ZiB 2 zur Doppelmoderation übergegangen - nur kurz jedoch. Lorenz-Dittlbacher gewährte dem Ex-"ZiB"-Mann null Kollegenbonus, worauf sich auf dem Antlitz des EU-Kandidaten der SPÖ langsam die Frage "Wie kannst du mir solche Frage stellen?" auszubreiten schien.

Vielleicht kränkte ihn die Vermutung, er sei nur ob seiner Bekanntheit erwählt worden und würde im EU-Parlament die Füße hochlagern. Freund landete jedenfalls - sprachlich nicht unholprig - in einer Bewerbungssituation, in der er nicht nur auf seine internationalen Politkenntnisse verwies.

Leicht erstaunt pochte er auch auf die Existenz von Gehirnwindungen ("Ich bin kein Kopf, der nur ein Gesicht herzeigt"). Etwas erbost erklärte Freund, dass er seinen Fleiß längst durch ein Minimum an ORF-Krankenstand und -Urlaub bewiesen habe.

Die Exkollegin blieb indes unberührt-hartnäckig, wie es sich gehört, und kam schließlich zu Freunds Wahlziel, ohne ihm jedoch den SPÖ-Spitzenplatz als Vorsatz abringen zu können. Hier staunte Freund besonders, während er auf die Uhr sah: "Ich bin nicht ganz zehn Stunden Spitzenkandidat - und da soll ich jetzt schon die Welt aus den Angeln heben?"

Ja, es geht alles zu schnell; Rollenwechsel brauchen Zeit. Der Exüberbringer von News, in TV-Wohnzimmern willkommen, muss die Entfremdung von gewohntem Milieu und altem Freund denn auch erst bewältigen. Dass er in die "ZiB "2-Kamera blickte und Österreich erklärte, mit Lou an sich per du zu sein, war ein etwas aufdringliches Zeichen, dass seine Metamorphose erst an ihrem Anfang steht. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 18./19.1.2014)