Alienation, also Entfremdung, heißt die neue CD der melancholischen Alternativrocker Slut. Seit 1994 gibt es die Band aus Ingolstadt, um die es zuletzt ruhig geworden war. Nach vierjähriger Pause hat sich das Quintett, bestehend aus Sänger/Gitarrist Christian Neuburger, Drummer Matthias Neuburger, Gitarrist Rainer Schaller, Bassist Gerd Rosenacker und Keyboarder René Arbeithuber, 2013 wieder zurückgemeldet. Mit einer Art Zusammenfassung der Bandhistorie, gleichzeitig einer Reise durch den deutschen Indiepop der letzten zwei Jahrzehnte.

Zu diesem Zweck pilgerte die Combo in diverse deutsche Studios, und sie engagierte sämtliche Produzenten ihrer bisherigen Werke - immerhin gibt es sieben Alben und diverse EPs. Bekannt geworden war man 2000 durch zwei Lieder zum Soundtrack des Films Crazy. Zuletzt vertonte Slut Julie Zehs anti-utopischen Roman Corpus Delicti, in dem der Gesundheitswahn in Richtung einer Fitnessdiktatur weitergedacht wird - Titel des Genre-Crossovers: Corpus Delicti - Eine Schallnovelle.

Zurück zu Alienation: Unter den Produzenten ist Oliver Zülch, weiters Olaf O.P.A.L., auch arbeitete man mit Tobias Levin: Das Kula-Shaker-kompatible Silk Road Blues macht der pakistanische Sitarvirtuose Levin Ashraf Sharif Khan zum Endlosmantra; im anderen Stück, Idiot Dancers, treffen Hallgitarren auf eingängige Melodien. Broke My Backbone könnte wiederum eine Nummer von Bloc Party sein, einige Male riskiert Slut aber auch Ausflüge zu elektronischen Loops - Kammermusik-Elektronik im Stil von The Notwist und Radiohead. An alte Krachgitarrenzeiten erinnert am ehesten noch Next Big Thing. In den kommenden Tagen live. (dog, DER STANDARD, 18./19.1.2014)