"Occupying Space": Der Sammlungskatalog der Generali Foundation von 2004 als Symbol eines neuen Raumgreifens. Während Salzburg (v. li.: Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, MdM-Chefin Sabine Breitwieser) beherzt zugreift, lässt die Generali los (Dietrich Karner, Peter Thirring).

Foto: MdM Salzburg / wildbild

Salzburg - Man müsse Museumsdirektoren wie Chris Dercon, dem Direktor der Londoner Tate Modern, einen Grund geben, nach Salzburg zu kommen, erklärte Sabine Breitwieser zu ihrem Antritt als neue Direktorin des Museums der Moderne (MdM) im Standard-Interview. Und sie sagte in Bezug auf den "luftleeren Raum" am Mönchsberg: Man brauche eine "Hausmacht" - eine eigene Sammlung und eine Sammlungspolitik - denn das würde ein Museum zu einem Museum machen.

Für beides - Gründe und Sammlung - hat Breitwieser nun gesorgt. Sie hat die Sammlung der 1988 gegründeten Generali Foundation, international renommiert und von ihr selbst prägend aufgebaut, als Dauerleihgabe ans Museum der Moderne geholt: ein am Freitag bei einer Pressekonferenz präsentierter Deal, den man durchaus als Coup bezeichnen darf.

Denn nicht nur die private, mehr als 2100 Kunstwerke umfassende Kollektion siedelt bis Ende 2015 komplett nach Salzburg; im Rahmen der engen und auf 25 Jahre festgelegten Partnerschaft zwischen dem Generali-Konzern, dem Land Salzburg und dem MdM, wird die ihre Sammeltätigkeit fortsetzende Institution (inklusive Archiv, Bibliothek) an die Salzach siedeln. Für die Finanzen sorgt weiterhin der Generali-Konzern. "Wir werden uns keineswegs aus der Verantwortung stehlen", so Generali-Aufsichtsratsvorsitzender Dietrich Karner, auch Geld für Personal sei vorgesehen. Wie der Standard erfahren konnte, ist aber lediglich drei Mitarbeitern die Übernahme angeboten worden. Über die Höhe der Dotierung verriet man nichts, aber: "Das Budget bleibt gleich", versicherte Vorstandschef Peter Thirring.

Defizite ausgleichen

"Mit einem Schlag könne man nun Defizite wettmachen, die vom Museum der Moderne nicht mehr aufzuholen sind." Etwa mit Sammlungsschwerpunkten, die auf internationalen Werken der 1960er-Jahre liegen sowie auf "umfassenden und wesentlichen Beständen" von Künstlern wie Valie Export, Walter Pichler, Franz West, Bruno Gironcoli, Hans Hollein, Harun Farocki, Isa Genzken oder Sanja Ivekovic.

Ein ganzes Geschoß soll künftig als "rotierende Schausammlung" fungieren und mit anderen Beständen in Dialog treten, freut sich Breitwieser über den Zuwachs. Im neuen Untermieter sieht Landeshauptmann Wilfried Haslauer (VP) eine "unglaubliche Chance" für den Museumsstandort Salzburg; Dietrich Karner bewertet den Deal als "absolute Win-Win-Situation" für beide Seiten. In Wien sei man an Grenzen gestoßen; Salzburg biete nicht nur mehr Platz, sondern auch weitere Publikumsschichten.

Die neue Situation treibt nun das Projekt zum Bau eines bisher fehlenden Depots voran: Bis zum Fertigstellungstermin 2015 nomadisiert die Sammlung zwischen Salzburg und Wien, wo der Ausstellungsbetrieb zumindest heuer - womöglich auch noch 2015 - fortgesetzt wird. Dann soll der seit 1995 bestehende Standort in der Wiedner Hauptstraße 15 aufgelöst werden.

Dort ließ die aktuelle Direktorin der Generali Foundation, Sabine Folie, zu Redaktionsschluss wissen, sie werde dazu nicht Stellung nehmen: Bis zum Zeitpunkt der Pressekonferenz in Salzburg habe man sie und ihre Mitarbeiter nicht über die Entscheidungen des Vorstandes in Kenntnis gesetzt. (Anne Katrin Feßler/Stefanie Ruep, DER STANDARD, 18.1.2014)