Frage: Was ist echt am Dschungelcamp?

Antwort: Ganz sicher ist das Containerdorf in Murwillumbah, 850 Kilometer nordöstlich von Sydney, nicht der "gefährlichste Ort der Welt", wie RTL verspricht. Die britischen ITV Studios stellen ein volltechnisiertes Außenstudio zur Verfügung mit Hubschrauberlandeplatz  und Hebebühnen für Kameras. Nebelmaschinen, Baumwurzeln aus Fiberglas und künstlich angelegte Teiche sorgen für optische Effekte. Die Kandidaten werden hingegen echt kurz gehalten. Den Geruch im Camp nach 16 Tagen Kübeldusche und Plumpsklo stellt man sich eher streng vor. Hier im Bild: Die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich.

Foto: RTL

Frage: Muss man die Kandidaten der Show kennen?

Antwort: Ab wann jemand als prominent gilt, ist erstens relativ. Die Kandidaten sind folglich höchstens dem einschlägig fachkundigen Publikum  bekannt. Zweitens: Mehr als von bekannten Namen lebt die Dschungelshow von Typen. Larissa Marolt – sie war auf Puls 4 "Austria's Next Topmodel" und in der Folge beim deutschen Pendant  nerviger als Heidi Klum - dürfte unter dem Stichwort "Zicke" laufen. Marco Angelini, ein weiterer österreichischer Teilnehmer, wird voraussichtlich den "Kuschelonkel" spielen, dem man sein Herz ausschütten kann. Gern gesehen sind weiters Sexbombe, Lackaffe, Freakopa, mutiger Krieger, tapferer Held, hysterische Heulsuse, Dschungelmama. Sie alle sind 2014 vertreten. 

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Frage: Während anfangs die Empörung über die Ekelshow groß war, mehren sich neuerdings positive Stimmen in den Feuilletons hochangesehener Blätter. Ist die Show nun Schund oder gute Unterhaltung?

Antwort: Naserümpfen ist tatsächlich schon seit längerem keine Option. "Ich bin ein Star – holt mich hier raus!" mausert sich zum Showphänomen und war sogar für den Grimme-Preis nominiert. Es existieren wissenschaftliche Abhandlungen über die Leichtigkeit des Scheiterns, was die Teilnehmer oft vorleben und in Zeiten wie diesen zumindest Lösungsansätze zeigen. Ebenso wie die Verlängerung zum "echten" Menschenleben, das schließlich auch eine Menge an "Ekelprüfungen“ bereit hält und bei dem es - frei nach Philip Roth - schlicht darum geht, sich tapfer zu halten. (Im Bild: Joey Heindle und Fiona Erdmann)

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Frage: Wie ist das Wetter im australischen Dschungel?

Antwort: Der Jahreszeit entsprechend: heiß und schwül. Für die kommende Woche sind Temperaturen um die 30 Grad prognostiziert mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Immer wieder kann es regnen. Große Wassermengen, die etwa 2012 die Insassen hinwegzuspülen drohten, sind nicht zu erwarten.

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Frage: Was bringt die Teilnahme?

Antwort: Die Gagen belaufen sich zwischen 15.000 und mehr als 100.000 Euro, je nach Marktwert des Teilnehmers, der Sieger erhält ein Preisgeld von rund 30.000 Euro und darf sich zumindest eine zeitlang über Werbeverträge freuen. Manchen ist ohnehin der Ruhm wichtiger, was mit mehr oder weniger großem Einsatz zu erreichen versucht wird. Auffallend oft wechselt etwa die Sexbombe ihre Kleider. Ruhm erweist sich oft auch als trügerisch. Man berichtet von Nervenzusammenbruch und ehrlicher Erschütterung über Imagefolgen. Nur Helmut Berger (Bild) war klug genug, schnell das Handtuch zu werfen.

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Frage: Eigentlich passiert dort immer dasselbe. Wieso ist das immer noch so erfolgreich?

Antwort: Kakerlakenbad und Madenmahl überzeugen das Publikum. Bis zu neun Millionen schauen, Marktanteile von mehr als 40 Prozent in der Zielgruppe von 14 bis 49 sind keine Seltenheit. RTL legt viel Sorgfalt in den Ekel. Das kostet pro Saison rund 30 Millionen Euro. Die Werbewelt dankt und bucht eifrig: Ein 30-sekündiger TV-Spot kostet bis zu 88.000 Euro. SMS und gebührenpflichtige Anrufe vom Publikum bringen mehr als Körberlgeld. Und dass "Bild" bei jeder neuen Show fleißig trommelt, schadet vermutlich auch nicht. (Im Bild: Costa Cordalis, Gewinner der ersten Staffel). (Doris Priesching, DER STANDARD, 17.1.2014)

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