Der neue Klebstoff soll Operationen am Kinderherzen erleichtern.

Foto: uniklinik freiburg

In zwei bis drei Jahren soll er bereits auf den Markt kommen.

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Freiburg - Ein internationales Forscherteam hat einen neuen chirurgischen Klebstoff entwickelt, der die Korrektur angeborener Herzfehler bei Kindern wesentlich erleichtern könnte. Dieser kann innerhalb von Sekunden durch UV-Licht aktiviert werden und zeigt eine sehr gute Gewebeverträglichkeit. Die Ergebnisse der ersten präklinischen Studie wurden nun in dem renommierten Fachmagazin Science Translational Medicine veröffentlicht.

Inspiration aus der Natur

"Bisher waren oft zeitaufwendige Nähte nötig, um Löcher im Herzen zu schließen. Die vorhandenen Klebstoffe waren entweder toxisch, hatten nicht genügend Klebekraft oder verloren unter feuchten, hochdynamischen Bedingungen ihre Klebekraft", sagt Nora Lang, auf Pädiatrie spezialisierte Kardiologin am Universitäts-Herzzentrum Freiburg. Für die Entwicklung des Klebstoffs "Hydrophobic light-activated adhesive" (HLAA) holten sich die Forscher Inspiration von der Natur, beispielsweise von Insekten, die visköse und wasserabweisende (hydrophobe) Sekrete produzieren, die an feuchten Oberflächen haften. So ist auch der HLAA wasserabweisend und wird bei Kontakt mit Blut nicht ausgewaschen.

"Die kleberbeschichteten Patches konnten im Tiermodell bereits Defekte in der linken Herzkammer ohne zusätzliche Nähte verschließen und hielten dem hohen Druck stand, mit dem Blut durch Herz und Blutgefäße gepumpt wird", sagt Maria Nunes Pereira, Kardiologin an der Harvard Medical School in Boston. Mit dem Kleber verbundene Gewebe oder Flicken halten ebenso gut wie herkömmliche Nähte, können aber wesentlich schneller und sogar an schwer zugänglichen Stellen angebracht werden. Zudem seien der HLAA-Klebstoff und die verwendeten Flicken biologisch abbaubar, elastisch und bestens verträglich, so dass keine fremden oder giftigen Stoffe im Körper verbleiben, so die Expertin.

Der neuartige Klebstoff hat den Wissenschaftern zufolge Potenzial, die Operationszeit und die Komplexität der herzchirur­gischen Eingriffe zu reduzieren. Momentan befindet er sich noch in der Testphase, ein französisches Start-Up-Unternehmen hat aber bereits die Lizenz erworben und möchte ihn in den nächsten zwei bis drei Jahren auf den Markt bringen. (red, derStandard.at, 16.1.2014)