Im Streit mit der britischen Regierung um angeblich aufgebauschte Geheimdienstberichte im Vorfeld des Irakkriegs ist die BBC am Mittwoch durch die Aussage einer eigenen Reporterin unter Druck geraten. Vor dem Untersuchungsausschuss zum Selbstmord des früheren Irak-Waffeninspektors David Kelly sagte BBC-Reporterin Susan Watts, Kelly habe ihr bei einem Telefonat nicht gesagt, dass die Regierung Berichte über verbotene Waffen des Irak verändert habe.

Gleichzeitig warf Watts der BBC vor, sie dazu zu drängen, ihre Berichte in Übereinstimmung mit anders lautenden Aussagen ihres Kollegen Andrew Gilligan zu bringen. Der Untersuchungsausschuss hörte am Dienstag eine Aufzeichnung eines Interviews, das die Reporterin mit Kelly geführt hatte. Darin erklärte dieser, er glaube nicht, dass die Regierung "vorsätzlich unehrlich" gewesen sei.

Entlastung für Tony Blair

Die BBC hat sich in dem Streit hinter Gilligan gestellt. Die überraschende Aussage von dessen Kollegin könnte den wegen seiner Irakpolitik in innenpolitische Bedrängnis geratenen Premierminister Tony Blair etwas entlasten.

Gilligan hatte in einem BBC-Bericht vom 29. Mai der Regierung vorgeworfen, Geheimdienstberichte über den Irak aufgebauscht zu haben, um eine skeptische Öffentlichkeit von der Notwendigkeit des Krieges zu überzeugen. Am Dienstag bekräftigte Gilligan seine Position vor dem Ausschuss und berief sich dabei erneut auf ein Interview mit Kelly. Blairs Medienchef Alastair Campbell habe den umstrittenen Passus einfügen lassen, wonach Iraks Staatschef Saddam Hussein binnen 45 Minuten verbotene Waffen aktivieren kann. Im Interview mit Watts äußerte sich Kelly nicht klar zur Rolle Campbells. Er deutete lediglich an, das Pressebüro der Regierung sei für das Dossier zuständig gewesen. (dpa, AP/DER STANDARD; Printausgabe, 14./15.8.2003)