Monrovia - Ein mit Nahrungsmitteln beladenes Schiff
wartet nach dem Machtwechsel vor der Küste von Liberia auf den
zugesagten Rückzug der Rebellen aus dem Hafen der Hauptstadt
Monrovia. UNO-Koordinatorin Carolyn McAskie erklärte,
nach der Räumung des Hafens könne das Schiff sofort anlegen.
Mitarbeiter könnten dann schon am Wochenende mit der Verteilung von
Nahrungsmitteln an die hungernde Bevölkerung beginnen. Unterdessen
haben Tausende liberianische Zivilisten ein Warenlager am Hafen von
Monrovia geplündert. Laut einem AFP-Korrespondenten trugen die Plünderer Taschen mit
Lebensmitteln fort. Kämpfer der Rebellengruppe Vereinigte
Liberianer für Versöhnung und Demokratie (LURD), die den Hafen seit
Mitte Juli unter Kontrolle hat, schossen in die Luft, um die
Plünderer zu vertreiben. Ein Rebellen-Kommandant sagte, die Kämpfer
versuchten, die Menschen mit Schlägen zu vertreiben. Sie wollten
jedoch nicht auf die Plünderer schießen, weil dies ein Verstoß gegen
die Menschenrechte sei.
Von Hilfslieferungen abgeschnitten
Die Rebellen kontrollieren den Hafen Monrovias. Die Einwohner des
von Regierungstruppen gehaltenen Zentrums der liberianischen
Hauptstadt sind seit Wochen von Hilfslieferungen per Schiff
abgeschnitten. Die Rebellengruppe LURD stimmte dem Abzug ihrer
Belagerungstruppen am Dienstag zu - einen Tag nach dem Rücktritt und
der Ausreise von Präsident Charles Taylor. Einer Vereinbarung zufolge
müssen die LURD-Kämpfer bis spätestens Donnerstag den Hafen und die
umliegenden Stadtteile verlassen und der westafrikanischen
Friedenstruppe übergeben.
Bedingung dafür ist aber, dass die Friedenstruppe zuvor in der
ganzen Stadt Stellung bezieht. Bisher hat die Truppe, die noch keine
1.000 Mann zählt, ihre Basis am Flughafen nur gelegentlich verlassen.
Trotz internationalen Drucks haben die USA bisher keiner Beteiligung
an der Friedenstruppe zugestimmt. Washington unterstützt aber die
Vermittlungsbemühungen.
Anzahl der Friedenssoldaten kritisiert
UN-OKoordinatorin McAskie erklärte, im Hafen seien möglicherweise
noch mehrere Tonnen Maismehl gelagert. UNO-Mitarbeiter seien außerdem
bereit, Öl und Linsen aus dem benachbarten Sierra Leone einzufliegen.
McAskie kritisierte, für den Einsatz in Liberia seien mehr
Friedenssoldaten nötig. Die Anwesenheit der 800 nigerianischen
Soldaten sei aber von großer symbolischer Bedeutung.
Noch während sich die Vereinten Nationen um die Versorgung der
Bevölkerung bemühten, begann eine zweite Rebellengruppe am Dienstag
einen Vorstoß in Richtung Monrovia. Am Mittwoch hielten sich die
Rebellen am Fluss St. John's auf, etwa 20 Kilometer südlich vom
internationalen Flughafen der Hauptstadt, wie der nigerianische
Kommandeur der Friedenstruppe, Brigadegeneral Festus Okonkwo,
erklärte. Gefechten oder Angriffe auf Zivilisten gebe es seines
Wissens nicht. Flüchtlinge aus dem Gebiet berichteten jedoch am
Dienstag von Attacken. (APA/AP/AFP)