So schätzt zumindest Gebhart Blazek die Reaktion der Beduinenfrauen ein. Blazek, 40, gilt hierzulande als Spezialist für Berberkultur: Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich vor allem mit marokkanischen Teppichen. In Graz führt Blazek, der auch bei brütender Hitze einen schwarzen Anzug trägt, unter seinem Namen eine Teppichhandlung, in Wien hat er vor kurzem mit seiner Partnerin Heidrun Steinhauser, 35, in der "Galerie Sauruck" eine Niederlassung gegründet, im Rahmen der Orient-Lounge im BA-CA Kunstforum waren die schönsten Exemplare zu sehen.
"Die Teppiche sind Ausdruck einer untergegangenen Kultur, die kaum über andere Bildträger verfügt hat", sagt Blazek. Jedes Jahr verbringt der Berberforscher mehrere Monate in Marokko, um außergewöhnliche Stücke aufzuspüren. Kein leichtes Unterfangen sei das, stöhnt er, ein Berber ist nur ein echter Berber, wenn er vor Mitte des 20. Jahrhunderts und nicht für den Markt, sondern ausschließlich für den Eigenbedarf gefertigt wurde. Nur mehr die Ältesten in den entlegenen Wüstendörfern wissen darüber Bescheid, und nicht jeder gibt bereitwillig Auskunft. "Die alten Frauen sprechen nicht gern über ihre Teppiche; sie glauben, dass die dann ihre Wirkung verlieren", so Blazek. "Die Muster haben für die Berberinnen noch eine magisch-spirituelle Kraft, die für den Wohlstand und das Glück ihrer Familie sorgen sollen." Teppiche galten bei den Nomaden neben Butter und Honig als das Symbol für Reichtum. Berberteppiche sind sehr flauschig, die kleinsten haben etwa die Größe eines Kopfpolsters, die größten wurden als Schlafdecken benutzt, sind bis zu zwei Meter lang und auch so breit, dass man sich bequem damit zudecken kann.
Jede Region hat ihre eigene Knüpftradition, die aber auch Freiräume eröffnet hat: So haben manche Frauen wild-abstrakte Muster geknüpft, die Wolle nicht nur in braunen Erdtönen, sondern auch in sattem Rot oder kostbarem Blau gefärbt. Diesen raren Exemplaren, die heute den höchsten Sammlerwert erzielen, an die 3000 Euro und mehr muss man dafür schon hinblättern, ist eine Nähe zu Kunstwerken der klassischen Moderne nicht abzusprechen. "Als ob die alten Berberfrauen intuitiv die moderne Formensprache im kleinen Finger gehabt hätten", schwärmt Blazek.