"Mit 15 mit dem Lernen aufhören, das kann es im 21. Jahrhundert nicht geben", sagte der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer vor einigen Monaten. Jeder zweite Arbeitslose habe nur einen Pflichtschulabschluss. Deshalb sei er für eine Ausweitung der Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr, so Pühringer. "Sonst haben diese Leute immer Probleme am Arbeitsmarkt, und wir haben Probleme mit ihnen."

Ein Hauch von Realitätssinn durchzieht dieses Statement. Die (mindestens) 20 Prozent 15-Jährigen, die nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können, sind eine ganz gefährliche Zeitbombe unserer Gesellschaft. Daher hat jetzt die Regierung bei ihrer Klausur eine "Ausbildungspflicht" bis 18 eingeführt beziehungsweise mit Zähnen versehen. Wer einen Pflichtschulabschluss hat, aber weder in Lehre noch in Beschäftigung ist, soll verpflichtend noch eine Ausbildung machen (in sogenannten Produktionsschulen oder "überbetrieblichen Ausbildungsstätten"). Tut er das nicht, zahlen die Erziehungsberechtigten 400 Euro. Infrage kommen rund 10.000 Jugendliche pro Jahrgang, also nicht wenige. Junge Leute, die sonst aus dem System herausfallen und in der Perspektivlosigkeit enden. Die müsse man "in den Griff kriegen" und verhindern, dass sie zu Aussteigern werden, sagt Sozialminister Hundstorfer. Man wird sehen, ob es funktioniert. Aber hier zeigt die Regierung wenigstens Problemerkennung und -behandlung. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 16.1.2013)