"Jahreskarte Plus" nennt die Stadt Wien das neue Mobilitätsticket.

Foto: Johannes Zinner /Wiener Linien

Wien - "Wir wollen niemanden sekkieren oder triezen", stellt Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP) klar. Die Finanzstadträtin, die sich selbst auch gerne als "Öffi-Stadträtin" tituliert, meint damit alle Verkehrsteilnehmer in Wien: Autofahrer, Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel, Radfahrer und Fußgänger.

Da die Grenzen der einst viel deutlicher abgegrenzten Gruppen mehr und mehr ineinanderfließen, hat man in Wien eine neue "Mobilitätskarte" entwickelt, die ab Anfang 2015 erhältlich sein wird und einen Mobilitätsmix ermöglicht. Die Karte soll das herkömmliche Öffi-Jahresticket aufwerten. Mit dem Ticket können auch Citybikes entlehnt werden, Autofahrer unter den Öffi-Nutzern können verbilligt in stadteigenen Wipark-Garagen parken und Stromtankstellen benutzen. Mit 377 Euro wird die Karte um zwölf Euro teurer als das Jahresticket sein - also um einen Euro mehr pro Monat. "Wir wollen die Angebote, die wir haben, intelligent miteinander kombinieren", sagt Brauner.

Umstellung auf Scheckkarte

Die bisherige 365-Euro-Jahreskarte, auf die sich die rot-grüne Stadtregierung geeinigt hat und die es seit Mai 2012 gibt, wird es weiterhin geben. Trotz Ausbaus der Öffis bleibt der Preis wohl zumindest bis zur nächsten Wien-Wahl im kommenden Jahr bestehen. "Es besteht kein Grund für eine Erhöhung", sagte Brauner. Die Karte, auf die mehr als eine halbe Million Öffi-Passagiere zurückgreifen, wird aber ab Jahresbeginn 2015 ein neues Design erhalten. Eine jährlich neu ausgestellte Plastikkarte im Scheckkartenformat soll das jährliche Pickerl auf ein Plastikticket ersetzen. Sie soll moderner und fälschungssicher werden. "Fälschungen waren ein Thema", räumte Alexandra Reinagl, Geschäftsführerin der Wiener Linien, ein. Kontrollore sind ab 2015 mit neuen Geräten unterwegs.

Die neue Mobilitätskarte, quasi eine "Jahreskarte plus", soll auch Pendler ansprechen, die sich einen Teil der Wegstrecke mit Öffis oder Rad vorstellen können. Innerstädtisch könnte der Autoverkehr vermindert werden. Vorerst gewährt die Mobilitätskarte aber nur Dauerparkern in den 39 Parkhäusern und drei Park-&-Ride-Anlagen von Wipark einen Rabatt von 14 Prozent. Die Anmeldegebühr bei den Citybikes entfällt.

Mobilitäts-App "Smile"

Laut Stadtwerke-Vorstandsdirektorin Gabriele Domschitz könnten auch externe Partner in den Verbund aufgenommen werden. Mit dem Car-Sharing-Anbieter Car2go werden Gespräche geführt, auch Taxi- und Mietwagenfirmen werden angedacht.

Ein mit sieben Millionen Euro budgetiertes Forschungsprojekt verfolgen Stadtwerke und ÖBB: Die Mobilitäts-App "Smile" soll je nach Kundenwunsch den günstigsten, schnellsten oder umweltfreundlichsten Weg zum Ziel anzeigen - mit allen verfügbaren Verkehrsmitteln und Infos. Erste Test-User werden bald gesucht, bis März 2015 sollen Ergebnisse vorliegen. (David Krutzler, DER STANDARD, 16.1.2014)