Eine Rundreise mit Chauffeur, die zu selbsgewählten Zielen und rascherem Verständnis für das Land führt

Gut schlafen im Urlaub ist wichtig, keine Frage. Ob man dafür eine Luxushütte in Dikwella wie das neue "Underneath The Mango Tree" des Wieners Robert Hollmann braucht, oder sich auf Sri Lanka mit den zahlreichen einfachen Strandbungalows 20 Kilometer weiter östlich in Tangalle begnügt, bleibt reine Geschmackssache. Die wesentlich wichtigere Frage für die restliche Zeit ist: Schnell oder langsam die tropische Insel erkunden? Klein genug und rasch erreichbar ist sie jedenfalls, dass sie auch für die einwöchige Flucht aus dem europäischen Winter taugt.

Und wer keine zwei oder drei Wochen Zeit hat, die Langsamkeit beim Zugfahren - etwa von Colombo ins Hochland - zu zelebrieren, sollte sich einen Chauffeur nehmen. Das ist in Sri Lanka keine große Sache, bei der man sich wie ein "Kolonialherr" fühlen müsste, sondern längst eine überaus praktische und häufig angebotene Dienstleistung. Die Zeit, die man durch die Autofahrten einspart, kann wieder gut in die angesteuerten Ziele investiert werden.

Foto: Sascha Aumüller

Besonders offensichtlich werden die Vorteile eines Chauffeurs bei einer Tour durch das sogenannte "kulturelle Dreieck". Die Ruinen der alten Königsstädte im gemäßigten Norden der Insel liegen teilweise zu weit auseinander, um sie zu Fuß zu erkunden. In Anuradhapura etwa lassen sie sich zwar auch mit Leihrädern erkunden, die Wege führen allerdings oft über stark befahrene Straßen.

Überdies - und das ist der nächste Knackpunkt - kennen gute Fahrer selbst an touristisch nicht gerade unbeleckten Orten wie Anuradhapura weniger frequentierte und sehr lohnende Ziele. In unserem Fall waren das natürliche Höhlentempel, die nur in einem ganz bestimmten Zeitkorridor vor Sonnenuntergang so überaus fotogen ausgeleuchtet werden.

Foto: Sascha Aumüller

Aber was zeichnet überhaupt einen "guten Fahrer" aus? In allererster Linie, dass er schon bei der Planung auf individuelle Vorstellungen der Reisenden eingeht. Sehr viele bieten ihre Dienste mittlerweile per Internet an und bekommen auf Portalen wie TripAdvisor oder Lonely Planet Bewertungen von Chauffierten.

Schon nach ein paar E-Mails war klar: Fahrer Tharanga, mit dem wir nach Ankunft am Flughafen sechs Tage unterwegs sein sollten, hatte genau verstanden, was wir mit "Bitte, nicht nur Sehenswürdigkeiten abhaken" gemeint hatten. Natürlich definiert man vorab individuell einige Stationen und Ziele. Präferiert man allerdings Details – egal ob architektonische wie auf dem Foto oder inhaltliche - sollte man das vorher kommunizieren. 

Foto: Sascha Aumüller

Auch stellt sich die Frage, ob alte Tempelruinen ohne Publikumsverkehr eine Sri-Lanka-Rundreise zu einem vollständigen kulturellen Erlebnis machen. Tharanga jedenfalls schlug rasch von sich aus vor, welche aktiven Tempel den Besuch unabhängig vom vereinbarten Programm lohnen würden und kannte stets die perfekte Uhrzeit dafür: Ab 23 Uhr? Kein Problem, man kann ja am nächsten Morgen im Auto dösen.

Foto: Sascha Aumüller

Natürlich ist es keine Schande, im "kulturellen Dreick" auch die poppig-modernen Schaufenster zur bunten Praxis der Buddhisten zu frequentieren. In Dambulla etwa gestaltet sich diese als eine Art "Grottenbahn", an deren Eingang man einfach ein Ticket löst, um die Geschichte des Siddhartha Gautama in einem begehbaren Bilder- und Figurenbuch zu erfahren. So machen's hier jedenfalls auch singhalesische Schulklassen.

Foto: Sascha Aumüller

In den wesentlich älteren Grotten Dambullas - teilweise bestehen sie seit über 2000 Jahren - muss man hingegen häufig ohne die kundigen Erklärungen seines Chauffeurs auskommen. Um überhaupt hineingelassen zu werden, benötigen die Fahrer eine ganz bestimmte staatliche Prüfung, über die die allerwenigsten verfügen. An einem durch Reiseführer bestens dokumentierten Ort wie der Grotte Maharaja Vihraya mit ihren über 60, teilweise lebensgroßen Statuen, scheint das aber irrelevant.

Foto: Sascha Aumüller

Ganz ähnlich ist die Situation in Sigiriya. Auch am 200 Meter hohen Gneismonolith, der akkurat aus einer flachen Ebene emporzusprießen scheint, heißt es: "No Drivers!" Gut für die lokalen, meist jugendlichen Guides, die hier nur eine Führung pro Tag anbieten dürfen. Verpflichtend ist der Aufstieg mit einem Guide jedenfalls nicht, wiewohl auch dort zu hinterfragen wäre: Hätte man die bis zu 1.400 Jahre alten Graffitis auf dem halben Weg nach oben auch selber entdeckt?

Foto: Sascha Aumüller

Der von Buddhisten, Hindus und Muslimen gleichermaßen frequentierte Wallfahrtsort Kataragama, der mitten im touristischen Epizentrum der Safari-Touristen im Süden liegt, ist selbst übrigens überraschend untouristisch. Vielleicht liegt es aber auch an Tharangas für Tempelbesuche präferierter Uhrzeit knapp vor Mitternacht, dass man hier tatsächlich nur auf Pilger trifft.

Foto: Sascha Aumüller

In riesigen Märkten vor der buddhistischen Tempelanlage gibt es mitten in der Nacht reichlich tropische Früchte als "Opfergabe" zu erstehen. Anders als Jasmin oder Lotusblüten wird hier Obst allerdings nur selten wirklich geopfert, also weggelegt, sondern geweiht und danach gemeinsam verzehrt. So erklärte es jedenfalls Tharanga, als er von einem Wildfremden Mangos entgegennahm und sie uns weiterreichte.

Foto: Sascha Aumüller

Und da wir schon bei den Details sind: Fixe Preise für solche Touren mit Chauffeur gibt es nicht. Abhängig von der Route und den Unterkünften, die meistens gleich vom Fahrer mitgebucht werden, wird alles vorab per E-Mail ausverhandelt. Als Richtpreis für eine sechstägige Tour für zwei Personen mit einfachen, vielfach sehr netten Hotels kann man rund 750 Euro kalkulieren.

Foto: Sascha Aumüller

Nicht inkludiert sind in den allermeisten Fällen Safaris, weil der Fahrer dafür einen Jeep und eine extra Lizenz benötigt, sowie Eintrittspreise.

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Über ein eigenes Boot oder gar ein Amphibienfahrzeug fürs Whalewatching an der Südküste verfügen die meisten Chauffeure freilich ebenfalls nicht.

Direkter Kontakt zum Fahrer Tharanga (spricht nur Englisch als Fremdsprache): tharanga2d@yahoo.com

Die meisten heimischen Reisebüros bieten auch Rundfahrten in Sri Lanka mit deutschsprachigem Chauffeur an. (Sascha Aumüller, derStandard.at, 16.1.2014)

>> Zum Thema: Mango mag er eben: Hollmanns Hoteldorf in Sri Lanka

Foto: Sascha Aumüller