Ossa hat eine ruhmreiche Geschichte, dann war eine Zeitlang nix - und jetzt sind sie wieder da.

Foto: OSSA

Neu 2014 bei Ossa, die TR250i.

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Sie soll leichter zu fahren sein, viel Traktion aufbauen.

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Die Explorer ist ein Angebot an Trialwanderer zwischendurch auch Platz zu nehmen.

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Unter der Sitzbank steckt im Grunde die TR280i.

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Trompeten-Musik wie aus einem Wildwestfilm. Stahlblaue Augen, darüber eine Mütze. Schnitt. Schwarze Helme, verkratzte Visiere. Blauer Rauch aus den Endtöpfen. Schnitt. Guido und Maurizio de Angelis singen von einem "Dune Buggy". Ein kräftig gebauter Kerl schließt auf, zu den bösen Schwarzhelmen und dem coolen Blauaugenkappler. Er sitzt auf einer Moto Zodiaco und hat sich als Bud Spencer einen Namen gemacht. Der Blauäugige ist natürlich Terence Hill, gemeinsam mit Bud Spencer war er 1974 "Zwei wie Pech und Schwefel".

Nachdem die beiden am Filmanfang ein paar "Hundeknochen" beim Rallyecross geschrottet haben duellieren sie sich mit den wirklich Bösen auf Motorrädern. Die Handlung wäre schnell erzählt, spielt aber im Film nur eine Nebenrolle.

Letzte Woche auf Twitter, wütete wie ein Buschfeuer, die Falschmeldung, dass Terence Hill verstorben sei. Ist er aber nicht. Trotzdem war das der Anlass die Film-DVD wieder in den Player zu stecken. Ist ja sicher schon wieder ein Monat her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Und wie so oft, frage ich mich: Was ist eigentlich aus Ossa geworden? Denn das ist das Motorrad, das Terence Hill im Film fährt. Eine Ossa 250 Enduro aus 1973.

Die Entstehung von Ossa

Blicken wir zurück in die 1930er-Jahre in Spanien: Manuel Giró liebte Motorboot-, Auto- und Motorradrennen und als seine Familie, die im Textilgeschäft tätig war, eine stillgelegte aber voll ausgestattete Autofabrik kaufte, realisierte er seinen Traum, begann Motorräder zu bauen und stellte 1942 die erste Ossa, einen Motorrad-Prototypen mit Motobecane-Motor vor. Rund zehn Jahre später waren die Ossas am Markt, weitere zehn Jahre später waren sie mit Werksfahrer Mick Andrews bei der Sechstagefahrt siegreich. Noch einmal zehn Jahre später begann der Niedergang der Marke. Auch wenn Terence Hill die Ossa gut in Szene setzte – die Wirtschaft in Spanien stagnierte, die Japaner kamen und Mick Andrews wechselte zu Yamaha. 1984 muss Ossa zusperren.

2009 beginnt die Ossa-Geschichte aufs Neue, jetzt unter der schützenden Hand von GasGas. Ossa baut im zweiten Anlauf Trial-Motorräder, die seit 2011 nach Österreich importiert werden. Brachte ursprünglich BLM, die Leitners in Bruck also, Ossa nach Österreich, ist es nun die Firma Bachner in Lunz am See. "Die Ossa ist die am einfachsten zu fahrende Trial", ist Firmenchef Andreas Bachner überzeugt. "Sie ist nicht so wettbewerbslastig, leichter und hat als einzige Trial einen Zweitakt-Motor mit Einspritzung." Damit fährt sie sanfter, meint er, baut mehr Traktion auf.

Je nachdem wen man fragt

Die Ossa ist teurer als die Konkurrenz, und gerade gestandene und langjährige GasGas-Fans können sich mit der Ossa nicht so recht anfreunden. Sie sei zu wenig spritzig und man könne das Vorderradl nur schwer über hohe Hindernisse schmeißen. Ganz anders sieht das Andreas Bachner. Er erkennt in der Ossa den Vorteil, dass einem das Vorderrad nicht sofort aufsteigt, man leichter über Steilhänge fahren kann, ohne fürchten zu müssen, jeden Moment hinten abzusteigen.

Heuer bringt Ossa die TR250i komplett neu, eine 250er-Zweitakt-Trial. Aufsehen erregend ist aber immer noch die Explorer – eine Trial mit Sitzbank, wenn man so möchte. Sie ist, wie ihr Pate, die Explorer aus 1972, ideal zum Trialwandern, weil man sich auf den Zwischenpassagen setzen und erholen kann, im Gelände aber trotzdem eine agile Trial fährt. Im Grunde basiert die Explorer auf der TR280i, hat also den 272,2 Kubikzentimeter großen Zweitaktmotor, wiegt 74 Kilogramm und hat einen 7,6 Liter großen Tank.

Ossa Explorer

Jetzt könnte man sagen: Damit komm ich am Wochenende aber nicht weit. Stimmt. Dafür ist die Explorer aber auch nicht gebaut, sondern eben für Trialfahrer, die auch einmal Distanzen zurücklegen müssen. Oder, woran Ossa wohl nicht gedacht hat: Die Explorer dürfte wohl das lustigste Motorrad für die Stadt sein. Während sich andere über den Baustellensommer ärgern, freut man sich auf der Explorer über jede noch so kleine Herausforderung. Wie Parcours eben, nur eben mit dem Motorrad. Fred Crosset und vor allem Julien Dupont haben das ja schon vorgezeigt. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 13.1.2014)