Bild nicht mehr verfügbar.

Noriaki Kasai (41), der älteste Weltcupsieger im Skisprung.

Foto: APA/Scheriau

Ein Bub namens Gregor war im Hause Schlierenzauer maximal ein sehnsüchtiger Gedanke, als der Japaner Noriaki Kasai in Lahti sein erstes WM-Skispringen absolvierte. Und als der spätere Weltcup-Weltrekordsieger aus dem Stubaital geboren wurde, vor ziemlich genau 24 Jahren, da hatte der 1,76 Meter hohe Teenager aus der Kleinstadt Shimokawa auf Hokkaidoo die ersten zehn seiner bisher 486 Weltcupspringen hinter sich. Das erste absolvierte er am 3. Dezember 1989 in Thunder Bay - mit Kollegen wie Matti Nykänen, Andreas Felder und Ernst Vettori.

Am vergangenen Samstag feierte Kasai im Skifliegen vom Kulm zu Bad Mitterndorf seinen 16. Weltcupsieg, den ersten seit beinahe zehn Jahren. Als erster Gratulant beim mit 41 Jahren und sieben Monaten ältesten Weltcupsieger aller bisherigen Zeiten stellte sich Schlierenzauer ein. Der Szenenprimus zog die Haube und verbeugte sich ehrfürchtig. Kasai zählt schließlich seit mehr als 20 Jahren in einer Sportart zur Spitze, die mehr als andere auch in der Freizeit höchste Disziplin verlangt, die nur dem unermüdlichen Tüftler am Material Erfolg verspricht und die, der jüngste Unfall von Thomas Morgenstern führte das drastisch vor Augen, Fehler hart bestraft.

Dass Kasai Skispringer wurde, ist nicht ungewöhnlich, schließlich ist Hokkaidoos Metropole Sapporo die Heimat des japanischen Skisprungs. 1917 hob hier der erste Einheimische gewollt ab. Kasai ist wie alle japanischen Spitzenspringer Teil eines Firmenteams. Ihn bezahlt das Wohnbauunternehmen Tsuchiya Holdings. Die materielle Sicherheit und die in Japan übliche Achtung vor Leistung im Alter - bei gleicher Stärke hat eher der Jüngere das Nachsehen - erleichtern lange Karrieren. Der derzeit älteste Weltcupspringer, Takanobu Okabe, hat seinen 43. schon hinter sich.

Das Ziel von Kasai, den sein Salzburger Servicemann Andreas Gruber als nur langsam auftauenden, lustigen Kampl beschreibt, ist eine olympische Einzelmedaille. Wenn es gar nicht anders geht, eben erst 2018 in Südkorea. Mit der Mannschaft gewann der Skiflugweltmeister von 1992 Silber in Lillehammer 1994. Gruber ist für einen Erfolg in Sotschi vom passionierten Golfer Kasai eine Golfausrüstung versprochen. Für sich selbst wünscht sich die fliegende Antiquität eine Partnerin. Einschlägigen Fragen pflegt er schelmisch und auf Englisch mit "Wissen Sie jemanden für mich?" zu begegnen. Kinder sind für Kasai allenfalls ein sehnsüchtiger Gedanke. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 13.01.2014)