Thomas Hitzelsperger sagt als erster Spitzen-Fußballprofi, dass er auf Männer steht - die einen sehen es als längst überfälliges Signal, die anderen fragen spitz, was daran denn spektakulär sein soll. Ist es gar ein Zeichen, wie verkrampft der Umgang mit Homosexualität noch immer ist, dass eine an sich bedeutungslose Mitteilung Hitzelspergers über sein Privatleben einen solchen Medienhype auslöst? Nun ja, in der voyeuristischen Gesellschaft stößt so manches auf allgemeines Interesse, was eigentlich nur das Privatleben Einzelner betrifft. Und natürlich gibt es immer noch Diskriminierung, scheele Blicke, Demütigung von Schwulen und Lesben. Aber viel Bemerkenswerter sind doch die unglaublichen Fortschritte der letzten Jahrzehnte. Blöd reden über Schwule und Lesben, das geht heute im Grunde nicht mehr. Wer doofe Sprüche klopft, wie Schi-Präsident Schröcksnadel, macht sich nur selbst zur Lachnummer. Auch der vielgefeierte Film "Blau ist eine warme Farbe" über die Liebe zweier junger Frauen ist dafür ein Indiz: Gerade weil der Film primär als ganz normale Liebesgeschichte inszeniert ist.

Plus: Putins Olympiaspiele boykottieren - oder diplomatisch mit allen im Gespräch bleiben? Was ist klüger? Oder ist beides klug - und somit eine Dilemma ohne Ausgang? (Robert Misik, derStandard.at, 12.1.2014)