Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) ermittelten in der SM-Swingerszene.

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So beginnen Albträume: in düsteren Kellern und Gängen, die im Neonlicht flackern. In einem derartigen Horrorambiente startet auch der jüngste "Polizeiruf 110: Liebeswahn" mit den Rostocker Ermittlern Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau). Zwar gelingt dem dort gefangenen Mann noch die Flucht durch den Gang mit dem flackernden Licht. Sobald er sich jedoch draußen blutüberströmt ins Taxi gerettet hat, stirbt er. Im Keller hatte man ihm die Zunge herausgerissen.

So plakativ geht es munter weiter: Man ermittelt in der SM-Swingerszene, wirft mit Begriffen wie "Bondage" oder "Kinky Sex" durch die Gegend und befragt mögliche Zeugen gleich vor Ort, zwischen Peitschen und Reitgerten. Bukows Frau Vivian hat währenddessen eine Affäre mit dessen Kollege. Dass sie sich mit selbigem im Hotelbett vergnügt, während eines ihrer Kinder mit einem Asthmaanfall im Krankenhaus landet, findet Autor und Regisseur Thomas Stiller gar nicht nett. Keuchende Ehebrecherin und keuchendes Kind sind zusammengeschnitten wie ein einziger Vorwurf: Böse Mama!

An der herausgerissenen Zunge ist aber dann weder sie schuld noch die Menschen mit den Peitschen. Vielmehr hat der Film noch mehr menschliche Abgründe im Angebot, genauer den titelgebenden Liebeswahn. Jemand pflastert Bukows Weg mit Rosen und schreibt ihm Briefe, die besagen, nichts könne sie mehr voneinander trennen. Seine Zunge darf er am Ende freundlicherweise behalten. Sich von ein paar dieser hanebüchenen Einfälle zu trennen wäre jedoch eine gute Idee gewesen. Grund genug, sich das trotzdem anzutun: die lässige, absolut uneitle Anneke Kim Sarnau. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 13.1.2014)