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Coacht Atletico zurück an die Spitze: Erfolgsmensch Diego Simeone.

Foto: Reuters/Barbancho

Wie eindrucksvoll Atletico Madrid in dieser Saison unterwegs ist, hat auch die Wiener Austria in der Gruppenphase der Champions League zu spüren bekommen. Am Samstag (20.00 Uhr) will der Madrider Arbeiterklub die bisher so glänzend verlaufene Spielzeit vorläufig krönen. Im Schlager zwischen dem FC Barcelona und dem immer noch punktegleichen Verfolger, geht es zum Hinrunden-Abschluss um die Wintermeisterschaft der Primera Division. "Wir werden mit der Faust auf den Tisch hauen", tönte Barca-Kapitän Xavi vor dem Showdown im natürlich ausverkauften Estadio Vicente Calderon. 

Das 1903 von baskischen Studenten in Anlehnung an ihren Heimatverein Athletic Bilbao gegründete Atletico Madrid zählte meist zu den Großen in Spaniens Fußball. Neun Mal gewann man die Liga, zehn Mal den Cup. Doch Atleticos große Zeit liegt lange zurück. Lange Durststrecken prägten die vergangenen Jahrzehnte für den Hauptstadtverein, der nie richtig aus dem übergroßen Schatten von Real Madrid getreten ist.

Immer populär

Populär war Atletico jedoch schon immer. Stolz gab man sich als Verein der Arbeiter, während Real der Club der Reichen und vor allem von Diktator Franco war. Atletico trägt den Spitznamen "Matratzenmacher" ("Colchoneros"), weil die zu Gründungszeiten meistverkaufte Matratze Spaniens wie Atleticos Trikot rot-weiß gestreift war.

Vor allem unter dem schillernden Vereinspräsidenten Jesus Gil y Gil, der den Club ab 1987 über zwanzig Jahre mit eiserner Hand führte, ging es bei Atletico zwar turbulent aber nicht gerade solide zu. Über 25 Trainer boxte Gil durch, der Verein war hoch verschuldet. Den bisher letzten Meistertitel holten die Rot-Weißen 1996. 1999/2000 dann der GAU: Atletico musste in die zweite Liga absteigen.

Geschickte Einkäufe

Mit einer verbesserten Jugendarbeit und einer voll eingeschlagenen Transferpolitik (Sergio Aguero, Diego Forlan, Falcao oder zuletzt Diego Costa, David Villa) brachte sich Atletico wieder in Stellung. Mit den Europa-League-Triumphen 2010 und 2012 zeigte man auch international auf. Und im vergangenen Sommer bezwang man dann den großen Rivalen Real Madrid im Cupfinale im Bernabeu-Stadion.

Atleticos Wandel vom einst krisengebeutelten Abstiegskandidaten zur dritten Kraft ist aber vor allem einem zu verdanken: Diego Simeone. Seit der Argentinier vor zwei Jahren als Trainer in höchster Not zu den "Rojiblancos" zurückkehrte, die der 43-Jährige als Spieler 1996 zur bislang letzten Meisterschaft geführt hatte, ticken die Uhren bei Atletico anders.

Simeone

Simeone erklärte Einsatz und Leidenschaft zu höchten Tugenden und kreierte eine raffinierte Taktik. Atleticos Spielweise unter dem einstigen "Arbeitstier" Simeone fasste Abwehrspieler Diego Godin zuletzt einfach zusammen: "Wir müssen viel mehr tun als andere Mannschaften, um zu gewinnen." 

Trotzdem man mit einem Budget von ewas mehr als 120 Millionen Euro über gerade ein Viertel der Mittel von Barca oder Real verfügt, reiht Atletico neuerdings also wieder Erfolg an Erfolg: Zusätzlich zum Klassenerhalt feierte Atletico 2012 auch den Gewinn der Europa League und holte in der vergangenen Saison den Pokal. 

Die Renaissance des neunmaligen Meisters mutet umso überraschender an, als Atletico den Abgang von Superstürmer Radamel Falcao geradezu problemlos verkraftete: Für den zum AS Monaco abgewanderten Kolumbianer übernahm Diego Costa die Rolle des Torschützen vom Dienst und hat mit bislang 19 Saisontoren nur einen Treffer weniger auf dem Konto als Cristiano Ronaldo.

Hinter Costa vertraut Simeone auf eine Achse mit Mittelfeld-Jungstar Koke, an dem auch Bayern München interessiert sein soll, und besonders auch Belgiens Super-Keeper Thibault Curtois. Der vom FC Chelsea ausgeliehene Tormann ist der Rückhalt der besten Abwehr in La Liga (elf Gegentor in 18 Spielen).

Messi in der Startelf?

Bei Barca hofft Lionel Messi, dass er nach seinem gelungenen Comeback im Cup gegen Getafe (4:0) diesmal schon in der Startelf stehen kann. Gegen Getafe war der Argentinier in der 64. Minute eingewechselt worden und hatte danach im Finish noch zwei Treffer erzielt. "Vor meiner Verletzungspause hatte ich stets Schmerzen. Jetzt fühle ich mich gut", ließ Messi wissen. "Wenn ich darf, dann werde ich am Samstag gegen Atletico dabei sein. Ich will spielen", erklärte der 26-Jährige. Xavi jedenfalls ist von einem Erfolg überzeugt: "Wir sind stärker, und das werden wir beweisen." (sid/APA/red - 10.1.2014)