Der Porsche 911 in der 50-Jahr-Edition. 1963 Stück werden gebaut. Wir jubilierten zum Jubiläum mit der Nummer 41

Unser Wagen hatte die Nummer 41. Von 1963 Stück. Wer jetzt nachrechnet: Ja, 1963 wurde der Ur-Elfer auf dem Frankfurter Automobilsalon vorgestellt, und wir fuhren dieser Tage die Sonderedition zum 50-jährigen Jubiläum, streng limitiert, vielleicht ein paar Tage übers neue Jahr zu spät, aber wir starteten pünktlich in den letzten Tagen des Jahres 2013 mit dem Jubilieren und jubelten über den Jahreswechsel hindurch in dieses neue, fremde Jahr, das uns den Wagen wieder entriss.

Foto: Guido Gluschitsch

Ulrike fuhr mit diesem Wagen mit. Ungerne. Porsche, aha, sagte sie säuerlich, aber es war quasi ein Notarzteinsatz, gebrochene Herzen, angeblich auch irgendwas mit der Schulter. Sirene und Blaulicht durften wir nicht verwenden, der Motor durfte nicht einmal gurgeln, weil: Ulrike steht so was von gar nicht auf Autos, und wer es nicht glaubt: Sie singt Mantras vor dem Yoga. Porsche geht ihr am Schneidersitz vorbei. Ihr Auto, glaubt sie, hat 15 PS, und das reicht doch!, sagt sie und stampft mit einem Bein auf und macht dabei große Augen. Aber die Farbe!

Foto: Guido Gluschitsch

Dieser Wagen, der Porsche, ist in "Geysirgraumetallic". Da würde auch Buddha lächeln, und irgendwo würde die Sonne gerade auf- oder untergehen, ihre Strahlen würden über den Porsche streicheln und im Hintergrund hört man ein vielstimmiges "Yooohhhhmmm".

Foto: Guido Gluschitsch

Wenn Ulrike nicht dabei ist, hört man freilich noch ganz anderes. Weil, unter uns: 400 PS. Brummbrumm und brüllbrüll, ein bisschen kreisch und quietsch. Sporttaste, da öffnet die Auspuffanlage ihre Pforten, da flowt die Energie, das ist dynamisches Yoga und Pilates mit Anleihen aus Kung-Fu, Karate und Stabhochsprung, die sexuellen Anspielungen ersparen wir uns jetzt.

Foto: Guido Gluschitsch

Nein, ganz ehrlich, das Auto ist fantastisch, das Beste aus Neu und ein bisschen Alt. Der tolle Motor aus dem Carrera S, ein Sechszylinder mit 3,8 Liter Hubraum, irrwitzige Leistungsdaten: 300 km/h Spitze, 4,3 Sekunden von null auf hundert, ein Drehmoment von 440 Newtonmeter, die automatischen sieben Gänge, die vom Doppelkupplungsgetriebe perfekt verwaltet werden.

Foto: Guido Gluschitsch

20 Zoll große Felgen, eine breitere Spur als üblich, auch die Hüften ein wenig ausladender, als man das vom 911er gewohnt ist, ein knackiges Fahrwerk, das hart ist, aber wenn man die Unebenheiten des Lebens und der Straße spüren will, dann schmiegt man sich mit dem Hintern in den Sitz, rutscht einmal hin und her und wartet darauf, dass einem der Wagen die Wirbel einrichtet.

Foto: Guido Gluschitsch

Die Sitze: am Rand das Leder, in der Mitte die Stoffbahn. 60er-Jahre, das Karomuster nennt sich Pepita, und wir denken unweigerlich an Twiggy, das Supermodel aus genau diesen Jahren, 1967 auf dem Cover der Vogue, haben wir irgendwo gelesen, weil so alt sind wir auch noch nicht, dass wir das mit Bestimmtheit wüssten.

Foto: Guido Gluschitsch

Dass es sich um das 50-Jahr-Sondermodell handelt, wird hie und da angedeutet, am Heck des Wagens etwa oder in der Blende des Cupholders auf der Beifahrerinnenseite. Auch in der Kopfstütze, und wenn man genau schaut und es vergessen sollte, im Drehzahlmesser.

Foto: Guido Gluschitsch

Dem Lustmenschen würde man jetzt sagen: Pfoah, schau ihn dir an, hör ihn dir an, setzt dich einmal rein, fahr eine Runde. Dem Kopfmenschen könnte man sagen: 50-Jahr-Modell, limitiert, hierzulande zwar knapp 150.000 Euro teuer, aber mit Sicherheit bald ein gesuchtes Sammlermodell, das den Preis halten und den Besitzer nicht unglücklich machen wird. Sonst: Yooohhhmmm! (Michael Völker, DER STANDARD, 10.01.2014)

>>> Zweite Meinung

Foto: Guido Gluschitsch

Zweite Meinung

Sammlerstück hin oder her: Mit über 500.000 km auf der Uhr ist die Wertanlage keine solche mehr – und wer nicht schon mindestens drei andere 911er daheim stehen hat, der wird diesen Elfer fahren, wenn er ihn sich schon geleistet hat. Wenn es geht, jeden Tag.

Foto: Guido Gluschitsch

Nicht in erster Linie wegen des Klangs, nicht wegen der Leistung (bei einem Verbrauch, den man mit dem kleinen Zweitwagen nicht schafft). Sondern wegen der messerscharfen Lenkung, dem unglaublichen Grip, den er selbst auf nasser Straße aufbaut, und weil er eine starke Hand fordert, wenn er schnell sein soll. (glu)

Link
Porsche

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: Guido Gluschitsch