Heidelberg/Wien - Mit dem wissenschaftlichen Peer-Review - also der Begutachtung von Projektanträgen durch Fachkollegen - ist es so wie mit der Demokratie: Es ist kein ideales System, aber immer noch besser als alle anderen, die man bisher ausprobiert hat. In den letzten Jahren häuften sich allerdings die Beschwerden: Wissenschafter würden immer mehr Zeit für das lästige Antragschreiben und -lesen verwenden und weniger Zeit zum Forschen haben.
US-Informatiker um Johan Bollen von der Universität Indiana legen nun im Fachblatt "EMBOreports" einen radikal neuen und simplen Vorschlag zur Verteilung der Forschungsmittel vor: Jeder Forscher erhält eine bestimmte Summe an Forschungsgeldern, muss aber einen fixen Teil davon an andere Kollegen weitergeben - und zwar an solche, von denen man die besten und interessantesten Forschungsergebnisse erwartet. Das sei technisch mittlerweile alles leicht realisierbar - etwa nach dem Vorbild von Plattformen zur Schwarmfinanzierung.
Die Fördermethode habe gleich mehrere Vorteile, so Bollen: Sie brauche weniger Zeit, koste weniger Geld und sei zudem zielsicherer, da sie die Weisheit der gesamten Scientific Community nütze, um eine gerechtere Verteilung der Mittel herbeizuführen. (tasch, DER STANDARD, 9.1.2014)