Wer schwammigen Zeilen des Koalitionsabkommens Glauben schenkt, darf auf eine "Weiterentwicklung bzw. Implementierung österreichweit einheitlicher Jugendschutzbestimmungen" in den nächsten fünf Jahren hoffen. Steht so im Koalitionspakt. Dieses Ziel hatte schon der frühere Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) - beileibe nicht als Erster. Doch die Länder haben kein Interesse daran, sich da dreinreden zu lassen. Nur mit Ach und Krach brachte Mitterlehner vergangenen Frühling nach mehreren Misshandlungsfällen und Jahren des Verhandelns ein neues Jugendhilfegesetz durch - das Experten zudem nicht zufriedenstellte.

Der neunmalkluge Eigensinn der Länder zeigt sich auch in der Jugendwohlfahrt, wenngleich für ein unklares Bild gesorgt ist: So existiert zwar ein Jugendwohlfahrtsbericht, in dem das Familienministerium Länderdaten zusammenträgt. Die Zuständigen in den Ländern erkennen die Zahlen darin auf Nachfrage aber nicht wieder.

Echter Wille zur Transparenz sieht anders aus. Wäre dieser vorhanden, stünde da schwarz auf weiß, wo Jugendlichen beim Erwachsenwerden mehr Zeit zugestanden wird und wo besondere Härte regiert. Angeblich soll sich an der Dokumentation noch dieses Jahr etwas ändern. Das wäre eine echte Kehrtwende. Denn bis dato belegt das Papier lediglich, wie wenig Interesse die Länder daran haben, für Vergleichbarkeit untereinander zu sorgen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 9.1.2014)