Bangui/N'Djamena - Im Tschad findet heute Donnerstag ein afrikanisches Gipfeltreffen zum bewaffneten Konflikt in der
Zentralafrikanischen Republik statt. Einberufen wurde das Treffen in N'Djamena vom tschadischen Präsidenten Idriss Deby Itno, dem amtierenden Vorsitzenden der Wirtschaftsgemeinschaft der Zentralafrikanischen Staaten (CEEAC).

Die Europäische Union erwägt nach Angaben aus Diplomatenkreisen angesichts der Gewalt zwischen Christen und Muslimen in Zentralafrika die Entsendung von Truppen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton habe einen entsprechenden Vorschlag im Auftrag der Regierungschefs erarbeitet und am Mittwoch verbreitet, erklärten die Insider. Am Freitag sollen europäische Diplomaten erstmals darüber beraten. Der Plan sieht den Einsatz von etwa 700 bis 1000 Soldaten vor, die innerhalb von Wochen vor Ort sein könnten. Der Einsatz zum Schutz der Bevölkerung könnte bis zu einem Jahr dauern. Dann sollten Truppen der Afrikanischen Union oder UN übernehmen.

Im März hatte der Chef der muslimischen Seleka-Rebellen die Macht in Zentralafrika übernommen. Bei den anschließenden Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Milizen sind allein seit Dezember mindestens 1000 Menschen ums Leben gekommen und fast eine Million auf der Flucht - das entspricht einem Fünftel der Bevölkerung. Frankreich hat bereits 1600 Soldaten in seine ehemalige Kolonie entsandt.

Übergangspräsident vor Rücktritt

Der Interimspräsident der Zentralafrikanischen Republik, Michel Djotodia, soll indes am Donnerstag zurücktreten. Das verlautete am Mittwoch aus Diplomatenkreisen. Demnach könnte der seit dem Putsch im März vergangenen Jahres regierende Djotodia seinen Rückzug bereits anlässlich eines Treffens afrikanischer Staatschefs am morgigen Donnerstag im Tschad bekannt geben.

"Es ist aus für ihn", sagte eine ihm nahestehende Person. Diplomatenkreisen in Paris und anderen Quellen aus der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui zufolge hieß es, dass die regionalen Politiker nicht mehr mit der Politik Djotodias zufrieden seien.

Im Frühjahr 2013 hatte die Rebellenorganisation Seleka ("Allianz"), ein Zusammenschluss zweier Gruppen, den damaligen Präsidenten Francois Bozize aus dem Amt geputscht und ihren Anführer Djotodia zum Nachfolger gekürt. Trotz der offiziellen Auflösung des Bündnisses sorgt es jedoch weiterhin für Unruhe, die Gewalt zwischen Muslimen und Christen hält unvermindert an. (APA, 9.1.2014)