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Elga ist da, aber noch nicht am Ziel.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Sie sind wohl noch vielen Zeitungslesern - auch jenen des STANDARD - in Erinnerung: die nackten Patienten, ein Mann und eine Frau, die sich vor der Elektronischen Gesundheitsakte fürchten (müssen). Mehr als zwei Jahre ist die letzte große Anti-Elga-Kampagne der Wiener Ärztekammer her. Verhindern konnte sie das Projekt damit nicht, der Beschluss fiel nach schier unendlichen Verhandlungen im Herbst 2012.

Seither wurde es fast ein wenig ruhig um Elga. Nun gibt es aber neuen Treibstoff für die Maschinerie der Gegner: Seit 2. Jänner kann man sich als Patient abmelden, rund 1500 Menschen haben von dieser Möglichkeit bisher Gebrauch gemacht. Man darf davon ausgehen, dass es sich um einen Kreis von Insidern handelt, denn die Desinformation bei Otto-Normal-Patient ist nach wie vor groß.

Horrende Summen

Auf ebendiesen Otto-Normal-Patienten kommt nun Informationskampagnen von allen Seiten zu. Durch Wien schwirren horrende Summen, die die Ärztekammer in den nächsten Monaten in die Hand nehmen will - aus einem Topf, der aus Mitgliedsbeiträgen gespeist wird, versteht sich.

Für die Stakeholder auf der anderen Seite, das Gesundheitsministerium und die Elga GmbH, ist aber nicht nur die mediale und mit viel Geld erkaufte Lufthoheit der Ärztekammer ein Problem. Besonders die niedergelassenen Ärzte sind direkt am Patienten dran; und wem man seine Gesundheit anvertraut, dem ist man nun einmal geneigt zu glauben, auch wenn es um Politik geht. 2012 sammelten die Ärzte mehr als 100.000 Unterschriften gegen Elga. Was wird wohl passieren, wenn sie mit einem Abmeldeformular vor der Nase der Patienten herumwedeln?

Es liegt ein großer Haufen Überzeugungsarbeit vor Elga-GmbH-Geschäftsführerin Susanne Herbek und Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), wenn sie die Patienten gegen die ärztliche Einflussnahme impfen wollen. Denn dass die Kammer bei der Wortwahl nicht zimperlich ist, hat sie schon mehrfach bewiesen.

Vorerst "Elga light"

Da ist es auch egal, dass vorerst alles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Spitäler werden ab 2015 Entlassungsbriefe online zur Verfügung stellen, dazu kommen Befunde von Röntgeninstituten und Labors. Alles Weitere ist "work in progress". Wenn die Ordinationen ab Juli 2016 mitmachen, kommt die E-Medikation dazu. Andere Befunde sind erst zu standardisieren, bevor der Gesundheitsminister ihre Aufnahme in Elga erlassen kann. Da müssen noch viele Gremien - in denen auch Ärzte sitzen - ihren Segen geben, bevor Elga wirklich zu der Informationsschnittstelle im Gesundheitssystem wird, die sie per definitionem sein soll. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 9.1.2014)