"Es war uns von Anfang an bewusst, dass wir das Problem, wie Österreich mit Migration umgeht, als Gestalter nicht lösen können", sagt Michael Anhammer, einer der drei Köpfe von SUE Architekten, die den 2010 EU-weit ausgeschriebenen, offenen Realisierungswettbewerb für den Neubau einer zentralen Unterkunft für Schubhäftlinge für sich beanspruchen konnten. Unter den insgesamt 42 Teilnehmern fiel der Entwurf von SUE durch eine dem Raumprogramm zwar entsprechende, dieses aber bis an die Grenzen ausreizende Interpretation auf.
"Wir haben die Auslobungsunterlagen mehrfach gelesen, und irgendwann haben wir erkannt, dass zwischen den Zeilen eigentlich sehr viel Spielraum schlummert", erzählt Anhammer, nimmt auf einem der vielen bunten, von ihm bestellten Stühle des britischen Designers Jasper Morrison Platz, blickt stolz um sich, hebt die Augenbrauen und setzt schließlich an, um Bilanz zu ziehen:
"Ja doch! In sehr intensiver Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Inneres ist es uns gelungen, die Schubhaftpolitik, wie sie in Österreich bislang praktiziert wurde, von den baulichen Rahmenbedingungen her ein bisschen zu lockern, denn letztendlich darf man nicht vergessen, dass es sich bei einem Schubhaftzentrum um eine Einrichtung handelt, in der Menschen festgehalten werden, die sich nichts Kriminelles zu Schulden haben kommen lassen."