Lausanne - Futter, das reich an Nahrungsfasern ist, kann bei Mäusen allergisches Asthma lindern. Das legt zumindest eine Studie von Lausanner Forschern nahe, die im Fachjournal "Nature Medicine" erschienen ist. Die Wissenschafter folgern, dass faserreiche Nahrung die Entwicklung von Immunzellen beeinflussen kann.
In den vergangenen Jahrzehnten erkrankten weltweit immer mehr Menschen an allergischem Asthma. Gleichzeitig sank der Konsum von Lebensmitteln wie Gemüse und Früchten, die reich an Nahrungsfasern sind. Schon länger ist bekannt, dass eine faserreiche Ernährung Darmkrankheiten lindern kann.
Versuch: Vier bis 0,3 Prozent Fasern
Doch nun konnte ein Team um Benjamin Marsland vom Universitätsspital Lausanne (CHUV) an Mäusen zeigen, dass die Fasern nicht nur im Darm, sondern bis in die Lunge wirken. Die Forscher fütterten Mäuse entweder mit einer Diät, die vier Prozent Fasern beinhaltete, oder mit einer Niedrigfaserkost mit nur 0,3 Prozent Fasern.
Letztere gleiche in etwa der westlichen Ernährungsweise, wie die Forscher in einer Aussendung mitteilten. Bei anschließenden Versuchen zeigte sich: Je weniger Faserstoffe das Futter der Mäuse enthielt, desto heftiger waren die allergischen Reaktionen nach der Gabe von Hausstaubmilbenextrakt durch die Nase.
Hilfreiche Fettsäuren
Die Studie zeigt, dass bei faserarmer Ernährung mehr an Entzündungen beteiligte Immunzellen in die Atemwege der Versuchstiere gelangten. Dort produzierten diese Zellen vermehrt Substanzen, die Entzündungen ankurbeln. Zudem wurden auch vermehrt Antikörper gebildet wurden, welche an Proteine von Hausstaubmilben andocken und so starke allergische Reaktionen auslösen können.
Bei den faserreich ernährten Tieren war hingegen eine Veränderung der Zusammensetzung der Darmbakterien feststellbar: Sie wiesen eine größere Vielfalt an Darmkeimen auf. Bestimmte Bakterien können Fasern zu kurzkettigen Fettsäuren zerlegen - mit positivem Effekt: Diese Fettsäuren gelangen ins Blut und können im Knochenmark die Reifung von Immunzellen beeinflussen. Hier lösten sie die Neubildung von deutlich weniger aktiven Immunzellen aus. Wenn diese dann in die Lunge gelangten, wurde die allergische Reaktion auf Milben nicht weiter unterstützt und ebbte ab.
Die Forscher vermuten, dass die Prozesse beim Menschen ähnlich ablaufen. Sie wollen diese Zusammenhänge nun in klinischen Studien an Versuchspersonen überprüfen. (APA/red, derStandard.at, 11.1.2013)