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Ein Schneepflug in den Straßen New Yorks.

Foto: APA/EPA/ANDREW GOMBERT

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Am kältesten ist es in Nordamerika derzeit im Gebiet um die Großen Seen.

Grafik: APA

Washington/New York - Die heftigste Kältewelle seit zwei Jahrzehnten überrollt weiter große Teile Nordamerikas. Der Luftverkehr geriet am Dienstag durcheinander, Schulen blieben geschlossen, Behörden riefen die Menschen angesichts drohender Erfrierungen dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Der Gouverneur von Illinois, Pat Quinn, rief für seien Bundesstaat den Notstand aus.

Die gefühlten Temperaturen waren teilweise niedriger als als Südpol. Quinn sprach von einer "gefährlichen Kombination aus sehr niedrigen Temperaturen, Glatteis und Schneeverwehungen". Er ordnete den Einsatz der Nationalgarde zur Befreiung im Schnee gestrandeter Autofahrer an. In Cook County, dem Zentrum der Metropolregion Chicago, wurden Auffangzentren eingerichtet, unter anderem für Menschen mit kaputter Heizung. Der Gouverneur von Minnesota, Mark Dayton, verfügte die Schließung sämtlicher Schulen in dem Bundesstaat. Meteorologen zufolge sollte die arktische Kälte Richtung Osten weiterziehen.

Polizeipatrouillien

Die Behörden warnten die Bevölkerung davor, dass die extreme Kälte schon in wenigen Minuten Hautverletzungen verursachen könne. Die Stadt Milwaukee am Ufer des Michigansees forderte die städtischen Bediensteten auf, zuhause zu bleiben, soweit ihre Anwesenheit nicht unerlässlich sei. Bei Tagesanbruch am Dienstag wurden in Milwaukee angesichts eisiger Winde gefühlte minus 37 Grad Celsius registriert. Polizisten patrouillierten nach angaben der Stadtverwaltung von Milwaukee durch die Straßen, um Obdachlose zu Unterkünften zu bringen. Es seien zusätzliche Betten aufgestellt worden.

Mehr als 4.300 Flüge wurden in den USA am Montag gestrichen, die Hälfte davon in Chicago. Bei weiteren 6.500 Flügen gab es nach Angaben der Website flightaware.com Verspätungen. Die massiven Flugausfälle und Verkehrsbehinderungen entwickelten sich zum Albtraum für viele US-Bürger, die nach dem Urlaub zum Jahreswechsel zurück nach Hause wollten.

Das beißend kalte Wetter hat zwischenzeitlich auch die Politik in Washington lahmgelegt. Weil es ihre Rückreise in die US-Hauptstadt behindert hatte, konnten 17 Abgeordnete am Montag nicht im Kongress erscheinen. Eine für Montagabend (Ortszeit) geplante Abstimmung im Senat musste deshalb um einen Tag verschoben werden.

Der demokratische Fraktionschef im Senat, Harry Reid, gab einem entsprechenden Antrag der Republikaner statt, die Abstimmung am Dienstag nachzuholen. Bei dem umstrittenen Gesetzesvorhaben geht es um staatliche Leistungen für Arbeitslose.

Kälter als am Südpol

Der Super-Frost erstreckte sich am Dienstag von Kanada und dem Norden der USA bis zum Mittleren Westen und bedrohte sogar südliche Gebiete wie Tennessee und Alabama. Die gefühlten Minusgrade in einigen Landesteilen lagen niedriger als am Südpol. So herrschten am Montag in Montana gefühlte minus 53 Grad, in North Dakota, South Dakota und Minnesota waren es kaum mehr. Am Südpol lag die gefühlte Temperatur dagegen "nur" bei minus 34 Grad. In Atlanta, 1.200 Kilometer südlich von Chicago, sollte es am Dienstag kälter werden als in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska, wie der Fernsehsender CNN berichtete.

Binnen weniger als einer Woche starben mehr als ein Dutzend Menschen an den Folgen der arktischen Kälte, die sich nach Angaben von Meteorologen jetzt auf den Osten der USA ausweitet. Unter den Toten sind Medienberichten zufolge vier Männer in Chicago, die beim Schneeschaufeln offenbar einen Herzinfarkt erlitten. Ein mit Streuarbeiten befasster Arbeiter wurde im Gebiet von Philadelphia unter einer 30 Meter hohen Streusalzsäule begraben. Im Bundesstaat New York erfror eine 71-jährige Alzheimer-Kranke, die sich verlaufen hatte. (APA, 7.1.2014)