Keine andere Regierung hat in den vergangenen Jahren ohne Zwang so eisern gespart wie die britische. Die Folge waren eine tiefe Rezession, fallende Beliebtheitswerte und immer lautere Appelle an Premier David Cameron und seinen Schatzkanzler George Osborne, den Sparkurs doch zu lockern.

Doch nachdem sich die Wirtschaft im Vorjahr wieder erholt hat, verdoppeln die Konservativen nun den Einsatz: Bis zum nächsten Urnengang 2015 will Osborne, wie am Montag verkündet, die Sozialausgaben deutlich kürzen.

Der Schatzkanzler verweist dabei auf die anhaltend hohen Haushaltsdefizite und Schuldenberge, verschweigt allerdings, dass zu denen die schwache Konjunktur der vergangenen Jahre viel beigetragen habe. Und trotz des zuletzt kräftigeren Wachstums liegt das Bruttoinlandsprodukt immer noch unter dem Niveau von vor der Krise.

Vor allem fehlt es dem Land an Investitionen in Produktivität und Infrastruktur, die das Wachstum auch mittelfristig absichern können. Derzeit entstehen neue Jobs vor allem im stets volatilen Bausektor.

Wahltaktisch könnte Osbornes Taktik allerdings aufgehen. Die - einst populäre - Ausweitung der Sozialprogramme in der Labour-Ära wird nun von vielen als eine Ursache der Wirtschaftsmisere gesehen. Und Labour-Chef Ed Miliband steht immer noch unter dem Generalverdacht, mit Steuergeld nicht umgehen zu können. (Eric Frey, DER STANDARD, 7.1.2014)