Kann es sein, dass die Wiener Grünen sich in ein Prestigeprojekt von sekundärer städtegestalterischer Bedeutung verrannt haben und jetzt aus der Falle "Mariahilfer Straße" nicht mehr herauskommen? Und dass sie jetzt mit aller Gewalt und Unsummen an Steuergeld eine drohende Niederlage abwenden wollen - dabei alle ihre Grundsätze von "grüner Politik" verratend?

850.000 Euro wollen Vassilakou und Co für Inserate in Printmedien und für Plakate vor der Befragung von ein paar tausend Anrainern ausgeben. "Informiert wird über die Ausgestaltung der neuen Verkehrsorganisation und darüber, wie die neue Mariahilfer Straße einmal aussehen soll" (Büro Vassilakou). Der grüne Klubchef David Ellensohn gibt mit schöner Offenheit zu: Das Meinungsklima für die im Februar angesetzte Befragung im sechsten und siebenten Bezirk "steht Spitz auf Knopf". Das werde "eine ganz knappe Entscheidung". In höchster Not schneiden sich daher die Wiener Grünen eine Scheibe vom Modell Faymann/Häupl ab: Wenn wir unsere Politik nicht plausibel machen können, dann stopfen wir eben die Krawallzeitungen mit Inseraten aus Steuergeld wie slowakische Gänse!

Eine verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße ist nett, aber nicht das dringendste stadtgestalterische Problem. Die Umsetzung war/ist handwerklich misslungen. Jetzt noch eine aberwitzig teure Kampagne nachzuschmeißen, ist eine grüne Verzweiflungsmaßnahme. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 7.1.2014)