Wer Österreichs Leitspital, das Wiener AKH, in den letzten Jahren als Patient oder Begleiter von hilfsbedürftigen Angehörigen besucht hat, stellt eine erhöhte Stressatmosphäre fest.

Der medizinische Standard ist, soweit laienmäßig überprüfbar, immer noch sehr hoch, das Personal nach wie vor kompetent und nicht unfreundlich, auch im europäischen Vergleich ein Spitzenprodukt. Dennoch merkt man, dass der Betrieb in manchen Bereichen knirscht. Übermüdete, gestresste Ärzte, überfüllte Notaufnahmen und Ambulanzen treffen auf teils resignierte, teils erstaunlich anmaßend auftretende Patienten (oder deren aufmarschierende Großfamilien). Dass Spitalsambulanzen immer mehr statt Ordinationen niedergelassener Ärzte genutzt werden, ist ein Faktor. Aber es läuft einiges nicht rund, das sieht auch der Laie.

Wie zur Bestätigung sah sich jetzt das "Primarärztekollegium" zu einem massiven Protest veranlasst. Die Klinikchefs sehen einen "Fehlbestand von 180 ärztlichen Kollegen" und wollen "jedenfalls endlich eine koordinierte Planung". Man habe eine Betriebsvereinbarung aufs Auge gedrückt bekommen, ohne dass vorher die zu erbringenden Leistungen genau definiert worden seien. Es seien ein "messbarer Qualitätsverlust in der Patientenbetreuung" und eine "Überbeanspruchung der Ärzte und Ärztinnen im Journaldienst" feststellbar. Das klingt nach ziemlich dramatischen Symptomen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.1.2014)