Es war nur eine der vielen Etappen der legendären Terra-Nova-Expedition (1910-13), die neben dem primären Ziel, (als Erster) den Südpol zu erreichen (siehe Wissen unten), auch die Erforschung der Polargebiete vorsah. Ein Teil der Mannschaft hatte sich im Juni 1911, also mitten im antarktischen Winter, auf den Weg zu einer Kolonie von Kaiserpinguinen gemacht. 97 Kilometer später galt es angebrütete Eier einzusammeln, um über die embryonale Entwicklung den Hinweis auf das Missing Link in der Evolution von Vögeln und Reptilien zu untersuchen.
Der Assistenz-Zoologe Cherry-Garrard und seine zwei Kollegen mussten ihre Transportschlitten mit einem Gesamtgewicht von etwa 400 Kilogramm und bei Temperaturen von bis zu minus 60 Grad selbst ziehen. In ihrer steif gefrorenen Kleidung kamen sie jedoch zeitweise weniger als drei Kilometer pro Tag voran: "Wären wir in Blei gekleidet, könnten wir unsere Arme und Köpfe besser bewegen als jetzt", notierte er rückblickend.
Diese Episode ist repräsentativ für die Widrigkeiten, die von damaligen Forschern heldenhaft überwunden werden mussten, woraus sich die spätere Bezeichnung "Heroic Age" ableitete. Im Gegensatz zu Expeditionsleiter Robert Falcon Scott und anderen Teammitgliedern überlebte Cherry-Garrard die Torturen.
Sein in Buchform publizierter Reisebericht (The Worst Journey in the World) zählt heute als Klassiker der Polarliteratur und in der Fachwelt als eine der besten und eindringlichsten Darstellungen. Aus heutiger Sicht mögen Aufwand und Ergebnis in keinerlei Verhältnis stehen, aber genau dies macht den Reiz und die Faszination aus den Pioniertagen der Polarforschung aus. Das erklärt, warum darauf spezialisierte Sammler - sofern Erinnerungsstücke der 16 zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und den 1920er-Jahren durchgeführten Expeditionen auf den Markt kommen - für Devotionalien Tausende von Euros springen lassen. Je dramatischer die Geschichte, je authentischer der Gegenstand, desto frenetischer das in Londoner Auktionssälen ausgetragene Bietgefecht. Und Terra-Nova-Objekte gehören zu den teuersten überhaupt.
Beispielhaft dafür stehen seit 2010 erzielte Spitzenwerte: darunter 67.250 Euro für 28 Briefe, die Cherry-Garrard vom Anfang bis zum bitteren Ende der Expedition an seine Mutter schrieb, oder etwas mehr als 200.000 Euro für drei Alben mit insgesamt mehr als 800 Abzügen des Expeditionsfotografen Herbert Pointing (Christie's). Den letzten Brief, den Scott wenige Tage vor seinem Tod im März an einen seiner Finanziers verfasste, ließ sich eine leidenschaftliche Privatsammlerin (bei Bonhams) wiederum stattliche 195.000 Euro kosten. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 4./5./6.1.2014)