Den aus der Versenkung auftauchenden Erbonkel gibt es nur in betrügerischen Spam-Mails: Für die breite Masse bleibt der Traum vom fetten Erbe so unerfüllt wie ein Lottogewinn. Weil Vermögen stark auf eine kleine Oberschicht konzentriert ist, wandern bei der Weitergabe zur nächsten Generation riesige Brocken in wenige Hände, die schon davor oft nicht leer waren. Je begüteter ein Haushalt, desto größer die Chance zu erben.

Das Glück der reichen Geburt sei jedem gegönnt, doch soll der Staat dynastischer Fortune nicht auch noch mit Privilegien nachhelfen. Genau das geschieht aber in Österreich: Während Werktätige für jeden mühsam erarbeiteten Euro bis zu 50 Prozent an den Fiskus abliefern, erfreuen sich Erben über einen steuerfreien Geldsegen, ohne dafür zwangsläufig einen Finger rühren zu müssen. Kurz gesagt: Der Staat honoriert Herkunft stärker als Leistung.

Man muss deshalb nicht gleich an Enteignung denken, doch ein solidiarischer Beitrag in Form einer Erbschaftssteuer ist überfällig. Dass dabei die Masse blutet, lässt sich mit Freibeträgen verhindern: Liegt die Steuergrenze bei einer halben Million, ist maximal noch das oberste Zehntel der Erben betroffen. Der Erlös könnte für eine Senkung der auf Arbeit anfallenden Abgaben verwendet werden oder, noch sinnvoller, für Investitionen in Schulen - um Chancen auf Aufstieg und Wohlstand zu jenen umzuverteilen, denen kein Startkapital in die Wiege gelegt ist. (Gerald John, DER STANDARD, 3.1.2014)