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Ben Stiller als Walter Mitty, ein braver Fotoarchivar, der in "The Secret Life of Walter Mitty" große Heldentaten imaginiert.

Foto: AP / Wilson Web

Wien - Der US-Komiker Ben Stiller spielt gerne Figuren, die in den Augen der anderen nicht genügen. Sie müssen ständig auf ihre Umwelt reagieren und werden doch immer wieder von ihrem Loser-Image eingeholt. Walter Mitty, Fotoarchivar beim renommierten Life-Magazin, passt da gut ins Schema: Der introvertierte Angestellte fällt seinen neuen Vorgesetzten, die gerade den Umstieg ins Online-Geschäft einleiten, vor allem deshalb auf, weil er wiederholt ins Narrenkastl schaut. Und das passt zu keinem coolen Echtzeitmedium.

Doch was von außen tranceartig wirkt, sieht in der Eigenwahrnehmung ganz anders aus. The Secret Life of Walter Mitty, inszeniert von Stiller selbst, lässt den Zuschauer auch das Wunschselbstbild dieses kleinen Mannes erleben. In seiner Vorstellung riskiert er all das, wovor er im richtigen Leben zurückschreckt. Der Film visualisiert diese Heldentaten mit aufwändigen Spezialeffekten; selbst wenn es nur darum geht, sich der Arbeitskollegin Cheryl (Kristen Wiig) als Mann mit Abenteuersinn zu präsentieren.

Walter Mitty ist das freie Remake einer Nachkriegskomödie mit Danny Kaye (1947), die in ihrer satirischen Darstellung eines weichen Männertypus gut in die Zeit passte. Stillers Mitty ist hingegen bewusst anachronistisch: Er wurde noch im analogen Zeitalter sozialisiert und tut sich schwer damit, die Eigenmarke zu fördern. Dass er sich dennoch wandelt und zu einer Weltreise aufbricht (die zugleich so etwas wie eine lange Dienstreise ist), das ist die Utopie, die Stillers insgesamt sympathischer Film eine Spur zu aufdringlich, lebensratgeberhaft formuliert.

Stimmiger wäre es gewesen, diesen Mitty in seiner kleinen Welt wachsen zu sehen. Doch Walter Mitty ist eben selbst ein Kind der Zeit: halb Büro- und Midlife-Crisis-Komödie, halb schon aufgezwirbeltes Attraktionskino. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 3.1.2014)