Auffallend oft orientiert sich amerikanische Serienware im neuen Jahr an Erfolgsproduktionen aus Film und Fernsehen. Das hängt nur zum Teil mit ökonomisch bedingtem Risikobewusstsein zusammen. In Wahrheit geht es um Qualitätsverbesserung. Ein Überblick.

Wien - Ein Blick auf die US-Serienware 2014 könnte die Vermutung wecken, das "Goldene Zeitalter des Fernsehens" ist beim Abkupfern angelangt. Auffallend viele Kinofilme werden in diesem Jahr zur Serie verlängert. Der Vorwurf greift nur bedingt, denn in Wahrheit geht es um das Ausreizen der epischen Erzählmöglichkeiten des Formats: Was im zweistündigen Film ausgelassen werden musste, holt das Fernsehen jetzt in aller Ausführlichkeit nach.

Neues Drama verspricht neues Glück für Fernsehjunkies: Scream (Bild) folgt dem gleichnamigen Horrorfilm in Serie. Ins mexikanische Schwerverbrechermilieu führt El Mariachi, zwanzig Jahre nach Robert Rodriguez. Apropos Rodriguez: Sein Kulthit From Dusk Till Dawn wird genauso Serie wie Ghost - Nachricht von Sam, ein Esoterikhit von Jerry Zucker aus dem Jahr 1990. In Arbeit ist die Serienfassung von L. A. Confidential, wie im Film geht es um Korruption und Intrige.

Foto: MTV

Bewährtes wird aufgewärmt, dabei kann kaum etwas schiefgehen. In diese Kategorie fällt How I Met Your Dad (Bild) und, etwas längerfristig, Roots, der 1980er-Jahre-Erfolg über Sklaverei. The Avenger war im Comic gern gesehener Gast, 2014 macht sich die Kultfigur wieder auf zu neuen Heldentaten.

Foto: Fox

Alte Bekannte kommen und gehen: Vince Gilligan tröstet nach dem Ende von Breaking Bad. Better Call Saul (Bild) ist als Prequel zur Drogenkocherserie angelegt: Wie Anwalt Saul Goodman (Bob Odenkirk) sich von seinen Skrupeln nach und nach befreite. Zum Ende kommt Hank Moody, Weltmeister in der Kompensation von Schreibblockaden in Californication. Den Abschied in Etappen beginnt Mad Men: Die schicken New Yorker Werbeheinis treten die ersten sechs der letzten zwölf Folgen an. 2015 wird dann ganz Schluss sein. Nicht totzukriegen sind die tapferen Krieger der Zombieserie Walking Dead. Am 9. Februar startet AMC die zweite Hälfte der vierten Staffel. Nummer fünf ist in Produktion, die Branche munkelt auch hier über ein Prequel. Kevin Spacey holt mit House of Cards am 14. Februar zum zweiten Schlag gegen Ehrlichkeit im Weißen Haus aus. Und es gibt Neues von Lena Dunham: Am 12. Jänner startet die dritte Staffel Girls. Kiefer Sutherland kommt mit 24 zurück.

Foto: AMC

Große Namen locken: Steven Soderbergh startet die Arztserie The Knick. Arnold Schwarzenegger steht Pate für Pump über Bodybuilder in den 1970ern am Venice Beach. Ben Affleck produziert The Middle Man über Gangster in den 1960er-Jahren. Gotham setzt auf die berühmte Fledermaus. Neben Better Call Saul liefert Vince Gilligan 2014 Battle Creek: Zwei Polizisten entgegengesetzten Charakters. Um Mord und Totschlag geht es auch in True Detectives (Bild) mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson.

Tim Robbins und Jack Black spielen in The Brink Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Etwas abseits, weil als Dokuserie, entwickelt Werner Herzog (Bad Lieutenant) Hate in America über Hassmotive zum Mord. (Doris Priesching, DER STANDARD, 2.1.2014)

 

Nachlese

Fernsehen 2014: Show, Schund und Sport - Flotte in seichten Gewässern

Foto: HBO