Umweltschützer haben die Sondergenehmigungen für französische Kraftwerke kritisiert, ihr Kühlwasser weiter in die überhitzten Flüsse abzuleiten. Das Netzwerk für den Atomausstieg erklärte, die Entscheidung der konservativen Regierung von Premierminister Jean-Pierre Raffarin bedrohe das Leben in den betroffenen Flüssen. Der Chef des staatlichen Energiekonzerns EDF, Francois Roussely, sicherte am Dienstag zu, die Ausnahmegenehmigungen nur sparsam zu nutzen.

Die Stromproduktion in Frankreich habe wegen der Hitze in den vergangenen Tagen um 4.000 Megawatt heruntergefahren werden müssen, sagte Roussely dem Radio France Inter. Das entspreche der Leistung von vier Kernkraftwerken. Zugleich liege der Verbrauch um 2.000 bis 3.000 Megawatt höher als normalerweise im Sommer. Stromabschaltungen werde es in dieser Woche aber mit Sicherheit nicht geben, sagte der Konzernchef.

Sondergenehmigungen für sechs Atomkraftwerke

"Le Monde" schrieb, die Regierung habe sechs Atomkraftwerken Sondergenehmigungen erteilt. Sie konnten nicht mehr mit voller Kraft arbeiten, weil das Wasser der Flüsse bereits kritische Temperaturen erreicht hat. Zudem könnten jetzt vier von sechs heruntergefahrenen Wärmekraftwerken ihre Produktion wieder aufnehmen, berichtete die Zeitung.

Das Netzwerk für den Atomausstieg sprach von einer skandalösen Entscheidung und verwies auf eine Untersuchung des Umweltministeriums von 1999. Darin heißt es den Angaben zufolge, im Oberlauf der Rhone führe eine Erwärmung des Wassers auf 29 Grad zu einer Vernichtung des Fischbestands. Dennoch dürfe EDF nunmehr mit den Sondergenehmigungen die Flüsse auf mehr als 29 Grad aufheizen.

EDF-Chef Roussely erklärte, man werde die Situation in den Gewässern sehr aufmerksam verfolgen und von Fall zu Fall entscheiden. Wie die Regierung appellierte er an die Bevölkerung, Strom zu sparen.

Am Dienstag wurden in Südfrankreich erneut Temperaturen um 40 Grad erreicht. Ab Mittwoch erwarteten die Meteorologen eine Abkühlung von Norden her. (APA)

FCF6DE75-E2AA-4BE2-A7E4-470C942B6926