Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: EPA/Nic Bothma
Monrovia/New York - Einen Tag nach dem Machtwechsel in Liberia haben die Rebellen ein Rückzugsabkommen unterzeichnet. Am Donnerstag wollten die Kämpfer der Rebellenbewegung LURD die Hauptstadt Monrovia verlassen, berichtete der US-Sender CNN am Dienstag. Der Befehlshaber der US-Soldaten auf den Kriegsschiffen vor der Küste, Thomas Turner, und US-Botschafter John Blaney hatten das Abkommen ausgehandelt.

Die Rebellen der Liberianischen Vereinigung für Versöhnung und Demokratie (Lurd) teilten am Dienstag mit, sie würden am Donnerstag Friedenstruppen der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (Ecowas) in den Hafen der Stadt lassen. Nach einer Wiedereröffnung des Hafens könnten Hunderttausende Flüchtlinge, die vor den Kämpfen in die Hauptstadt geflohen waren, mit Nahrungs- und Hilfsmitteln versorgt werden.

"Packen, um zu gehen"

"Wir packen ein, um zu gehen. Wir wollen den Friedenstruppen eine Chance geben", sagte Rebellenanführer Damate Conneh der Nachrichtenagentur Reuters. Die Rebellen würden sich bis zur Brücke des Po-Flusses zurückziehen, die rund zwölf Kilometer von den Außenbezirken der Stadt entfernt liegt, fügte Conneh hinzu. Er machte jedoch keine Angaben dazu, wann dies geschehen solle.

Neue Kämpfe

Am Nachmittag war es ungeachtet der Friedensappelle des neuen Präsidenten Moses Blah zu neuen Kämpfen mit der kleineren Rebellengruppe Model gekommen. Blah lud die Rebellen zur Beteiligung an seiner Regierung ein.

Der UN-Sondergerichtshof in Sierra Leone forderte am Dienstag die Auslieferung von Ex-Präsident Charles Taylor aus dem nigerianischen Exil für einen Kriegsverbrecher-Prozess. Regierungen afrikanischer Länder, insbesondere Nigerias, müssten "dafür sorgen, dass Taylor vor Gericht gestellt wird", heißt es in einer am Dienstag am New Yorker UN-Sitz veröffentlichten Erklärung der UN-Ankläger.

Taylor wurde bereits in Abwesenheit vor dem auf Beschluss des Weltsicherheitsrates geschaffenen Gericht in Freetown wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Ihm werden insgesamt 17 Fälle von Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Verletzungen der Genfer Konvention vorgeworfen, die er von 1996 bis 2000 durch seine direkte Unterstützung der für Grausamkeiten bekannten Rebellentruppe RUF in Sierra Leone begangen haben soll.

Humanitäre Hilfe

Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International an die Regierung Nigerias appelliert, Taylor zu verhaften. Nigeria müsse ihn entweder an das UN-Gericht ausliefern oder selbst ein Strafverfahren gegen ihn eröffnen. Der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo hatte das Exil-Angebot für Taylor mit dem Wunsch begründet, Liberia den Frieden zu ermöglichen.

Die humanitäre Hilfe für die hungernde Bevölkerung steht nach dem Machtwechsel in Liberia jetzt im Mittelpunkt. Die Hilfsorganisationen warten weiterhin dringend auf den Rückzug der Rebellen aus dem Hafengebiet. Erst dann sei die Versorgung der Stadt auf dem Seeweg wieder möglich.

Regierungstruppen und Kämpfer der Rebellengruppe Model lieferten sich unterdessen neue Gefechte auf der Straße zwischen der Hafenstadt Buchanan und dem Flughafen von Monrovia, berichtete der britische Sender BBC. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die bislang informelle Waffenruhe gebrochen zu haben.

Blah hatte an seinem ersten Tag im Amt erneut an die Rebellen appelliert, die Waffen niederzulegen. "Bitte hört mit den Kämpfen auf", sagte er in einem Interview mit der BBC. In Ghana gehen die Friedensverhandlungen unter Aufsicht der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS weiter. Nach deren Plan soll Blah im Oktober von einer neutralen Übergangsregierung abgelöst werden. (APA/dpa/Reuters)