Finanzen & Börse
US-Notenbank lässt Leitzinsen unverändert
Taggeldsatz bleibt weiter bei 1,0 Prozent, dem tiefsten Wert seit 1958 - Greenspan warnt vor Deflationstendenzen
Washington - Die US-Notenbank hat die
außerordentlich niedrigen Leitzinsen am Dienstag nicht verändert. Der
Satz für Tagesgeld liegt nach wie vor mit 1,0 Prozent auf dem
niedrigsten Stand seit 1958. Angesichts eines nur geringen
Wirtschaftswachstums und einer niedrigen Inflationsrate war diese
Entscheidung erwartet worden. Seit Jänner 2001 hat die US-Notenbank
die Zinsen 13 Mal gesenkt. Die Entscheidung fiel einstimmig. Zur Begründung erklärte die Notenbank, die Entscheidung vom 25.
Juni, den Zinssatz auf ein Prozent zu senken, zeige bereits positive
Auswirkungen auf den Konsum. Auch viele private Analysten sehen
Anzeichen für ein Anziehen der Konjunktur. So gaben die wichtigsten
Handelsketten vor einer Woche hohe Umsätze für den Monat Juli
bekannt, ein Zeichen dafür, dass die Verbraucher wieder mehr
ausgeben. Die niedrigen Zinsen und die jüngsten Steuersenkungen der
Regierung könnten Verbraucher und Unternehmen zu weiteren
Investitionen anregen, hoffen die Wirtschaftsexperten.
Deflations-Risiken
Der für Leitzinsen zuständige Offenmarktausschuss (FOMC)
begründete die Entscheidung mit einem anhaltendem Bedarf an positiven
Impulsen für die Wirtschaft. Er warnte indirekt angesichts niedriger
Inflation und anhaltender Probleme auf dem Arbeitsmarkt vor
Deflations-Risiken. Deshalb sei ein weiterhin niedriges Zinsniveau
für einen überschaubaren Zeitraum sinnvoll. Als für die
wirtschaftliche Entwicklung positiv wurden der Anstieg der
Produktivität und die anhaltende Konsumfreude der Verbraucher
bewertet.
Notenbankchef Alan Greenspan hatte kürzlich die Gefahr einer
Inflation als gering bewertet, allerdings vor Deflationstendenzen -
sinkende Preise und Produktion bei steigender Arbeitslosigkeit -
gewarnt. Finanzexperten rechnen damit, dass erst im kommenden Jahr
die Zinsen wieder angehoben werden könnten.
Daten vom Arbeitsmarkt gemischt
Die Inflationsrate lag dem US-Arbeitsministerium zufolge im Juni
bei 2,1 Prozent im Vergleich zum Juni 2002. Die US-Wirtschaft ist im
zweiten Quartal 2003 um 2,4 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum
2002 gewachsen, die Arbeitslosenrate auf 6,2 Prozent von 6,4 Prozent
im Vormonat gefallen.
Der Offenmarktausschuss wiederholte seine Formulierung, dass das
das Risiko eines unwillkommenen Inflationsrückgangs jenes steigender
Inflationsraten - wenn auch nur wenig - überwiege. Die Auf- und
Abwärtsrisiken für das langfristige Wirtschaftswachstum seien
weiterhin ausgeglichen. Auf absehbare Zeit dürfte insgesamt das
Risiko unerwünscht niedriger Teuerungsraten überwiegen. Zudem
sprächen die seit dem vergangenen Meeting bekannt gewordenen Daten
dafür, dass sich die Investitionstätigkeit belebt habe. Allerdings
seien die Daten vom Arbeitsmarkt gemischt. Die Preismacht der
Unternehmen bleibe ebenso begrenzt wie der Anstieg der
Kern-Verbraucherpreise.
Die US-Börsen reagierten mit Kurssteigerungen auf die Nachricht
von voraussichtlich weiter tiefen Leitzinsen, der Euro verlor nach
der Meldung geringfügig an Wert. (APA/dpa/AP)