Rolf-Dieter, der Vater, werkt im Hintergrund. Die operativen Geschäfte des Unternehmens European Homecare hat bereits sein Sohn übernommen. Der 30-jährige Sascha Korte ist der jugendliche Frontmann in der Flüchtlingsbetreuung. Allerdings: Wenn Journalisten aus Österreich anrufen, werden sie schon in der Telefonzentrale "an Traiskirchen" verwiesen. Erst das Begehr, ein Porträt über Korte schreiben zu wollen, macht den Weg zu ihm frei. Ledig, keine Kinder, Hockey- und Tennisspieler, studierter Betriebswirt, gibt er kurz über Privates Auskunft.

Sascha Korte macht kein Geheimnis daraus, dass sich die Dienstleistung Flüchtlingsbetreuung "selbstverständlich" Gewinn bringend betreiben lasse, erklärt er eloquent. Es gehe um effektive Strukturen, die er mit European Homecare schaffe, "aber nicht auf dem Rücken der Leute", fügt er rasch hinzu. Dafür stelle das Unternehmen auch Sozialarbeiter und Berater in den Flüchtlingsheimen und Wohnprojekten. Auf der Insel Rügen werden seit vier Jahren 250 Asylwerber betreut, 750 Flüchtlinge sind in Chemnitz untergebracht, dazu gibt es weitere Wohnprojekte.

Entstanden ist das Unternehmen mit rund 310 Mitarbeitern und Sitz in Essen in den 90er-Jahren, als mit dem Fall der Berliner Mauer plötzlich unzählige aus Ostdeutschland Flüchtende mit Decken und einer Schlafstelle zu versorgen waren. Später habe sich das Geschäft zur umfassenden Flüchtlingsberatung gewandelt.

Den unfreiwilligen, aber geordneten Abzug der Flüchtlinge aus Traiskirchen vorzubereiten ist wohl einer der größten Aufträge, die Vater und Sohn an Land gezogen haben. Die Auseinandersetzung mit Tischbeinen und Fäusten, bei denen ein Tschetschene am Wochenende starb, ist für Sascha Korte bedauerlich, "aber nicht zu verhindern". Solche Auseinandersetzungen kämen immer wieder vor. Man denke ans Oktoberfest, auch da passiere so etwas.

Unzufrieden ist er mit dem Bild von European Homecare in der Öffentlichkeit: hier die guten, karitativen oder staatlichen Organisationen, da die bösen privaten. Die Debatte werde mit zu viel Emotion geführt. Er wünscht sich mehr Information, damit seine Arbeit nicht nur "schwarz und weiß" gesehen werde. Auch mehr Abstimmung sei notwendig. In deutschen Städten und Ländern würden unterschiedliche Richtlinien gelten, auch auf EU-Ebene müsse man einig werden.

Richtlinien, die auch die Expansionspläne beeinflussen. Mit einigen EU-Beitrittsländern hat Korte bereits Kontakt aufgenommen, um ihnen künftig bei der Behebung des "Flüchtlingsproblems" behilflich zu sein. Konkrete Projekte gebe es noch keine. Ein Sportler verfügt über gute Kondition, auch für Verhandlungen im Flüchtlingsbusiness.(Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe, 12.8.2003)