Ladenschluss neu: Sogar mittelfristige Gewinn-Einbußen sind möglich.

montage: derstandard.at
Wien - Nicht jeder Händler ist, wie Richard Lugner, begeisterter Pyjamaträger anlässlich der jetzt anlaufenden Abendöffnungen bis 21 Uhr. Erich Lemler hingegen, oberster Händlervertreter Österreichs, kritisiert seiner Meinung nach "zu euphorische Umsatzprognosen im Zusammenhang mit den neuen Ladenschlussregelungen."

Keine elf Prozent Steigerung

Der Wirtschaftskämmerer glaubt vor allem nicht an Expertenszenarien, die manchen Geschäften Wiens zum Teil Umsatzsteigerungen bis zu elf Prozent voraussagen. In der Bundeshauptstadt erwirtschaftet der Einzelhandel derzeit insgesamt neun Milliarden Euro Umsatz. Lemler hält es vielmehr für realistisch, "dass sich durch die höheren Fixkosten bei längeren Öffnungszeiten - auch bei geringfügigen Umsatzsteigerungen - sogar mittel- und langfristig Gewinnreduktionen ergeben können". Er stützt sich dabei auf eine neue Erhebung, in der unter anderem das Institut für Höhere Studien (IHS) feststellt, dass "zwar Nachfrage nach flexibleren Öffnungszeiten besteht, es jedoch nicht sicher sei, ob diese auch genutzt werden".

Vor allem die Sonntagsöffnung wäre für die meisten Händler nur dann interessant, wenn die Konkurrenz es auch täte, heißt es. Als Ausnahme werden in der Studie nur der Lebensmittel- und teilweise der Möbelhandel angeführt.

Hohe Zusatzkosten

Als Grund, warum viele Händler bereits unter der Woche reguläre Öffnungszeiten ungenutzt verstreichen lassen, führt man an, dass die zusätzlichen Kosten oft höher als die zu erwartenden Einnahmen ausfallen würden.

Aber auch bei den Unternehmen, die länger offen halten oder etwa in einem Einkaufszentrum nicht als Einzige den Rollbalken unten lassen können, bleiben die Arbeitskosten ein Thema. So hofft etwa Thomas Wolf, Geschäftsführer des Fachverbandes der Reisebüros, "auf ein offenes Ohr der Gewerkschaft". Der Kollektivvertrag (KV) der Reisebüroangestellten erlaubt am Samstag nämlich lediglich, dass diese bis 13 Uhr Urlaubsträume verkaufen. Weil der KV stärker als die neue Ladenöffnungsregel bis 18 Uhr ist, muss sich Wolf noch mit den Arbeitnehmern einigen.

Akkordierte Emfehlung

Das hat der Handel schon geschafft. Für die eine Stunde länger (bisher mögliche Arbeitszeit für Handelsangestellte am Samstag: 17 Uhr) gibt es bereits eine akkordierte Empfehlung, 1,5 Stunden Freizeitausgleich bei Weiterlaufen des Normgehaltes oder eine 70-prozentige Überzahlung zu gewähren. (Monika Bachhofer, DER STANDARD Print-Ausgabe, 12.8.2003)