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In Wien wurde das Projekt "Offene Station" für Frauen in Schubhaft vorgestellt.
Foto: APA/Gindl
Wien - In den meisten Fällen sind Schubhäftlinge nicht wegen eines Verbrechens, sondern wegen einer Verwaltungsübertretung in Haft. Um diesen Menschen die Zeit bis zu ihrer Abschiebung etwas erträglicher zu gestalten, wurden seit Herbst 2001 in verschiedenen Polizeianhaltezentren so genannte offene Stationen eingerichtet. Seit dem 1. August gibt es auch ein Pilotprojekt in Wien.

Zwischen 240 und 250 Personen sind derzeit in Wien "angehalten", wie der offizielle Ausdruck lautet. Im Polizeigefängnis an der Wiener Roßauer Lände nutzen seit wenigen Tagen elf von 46 Frauen die Möglichkeit, etwas mehr Freiraum zu bekommen. Ein Trakt im dritten, dem Frauenstockwerk, wurde in eine offene Station umgewandelt, wo sich die Insassen zwischen 6.30 und 18 Uhr frei bewegen können. In einem Gemeinschaftsraum wurde eine Teeküche und Fernsehecke eingerichtet, auch ein Wertkartentelefon ist zugänglich.

18 Plätze gibt es insgesamt, eines der drei Sechserzimmer ist für Jugendliche reserviert. In der offenen Station aufgenommen werden nur Frauen, deren Identität geklärt ist, die keine Vorstrafen aufweisen und die in einer zehntägigen Beobachtungsphase nach ihrer "Anhaltung" keine Schwierigkeiten gemacht haben.

Nicht alle bleiben aber in der offenen Station, berichtet eine Polizistin bei einer Presseführung am Montag. "Manche schließen in den zehn Tagen in den Zellen Freundschaften, dann kommen sie in die offene Station und wollen dann wieder zurück", meint die Beamtin. Auch die Bewegungsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten sind für die Frauen eher dünn gesät.

Generell sind die Erfahrungen in den bisher eingerichteten Stationen in den Polizeianhaltestellen aber gut. Die Zahl von Hungerstreiks und Selbstverstümmelungsversuchen von Schubhäftlingen ist fast überall deutlich zurückgegangen, berichtet Günter Ecker von der Organisation Menschenrechte Österreich, der das Wiener Projekt betreut. Am Ende des Jahres soll evaluiert werden, bewährt es sich, sollen nach Eckers Vorstellungen die offenen Stationen zum Regelfall werden, festgeschrieben in einer neuen Anhalteordnung. (moe, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 12.8.2003)